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Ausmalen für den Frieden

22. März 2022
Ausmalen fuer den Frieden

Maria Gerstenberg haben wir euch bei uns schon als Mom der Woche präsentiert. Im Interview erzählte uns die 37-jährige Mama zweier Töchter damals von ihrem Kinderbuch-Verlag, den sie selbst gegründet hat und in Eigenregie führt. Wie uns alle beschäftigt aktuell natürlich auch Maria der Krieg in der Ukraine. Und die Frage: Wie können wir unseren Kindern altersgerecht erklären, was da gerade in Europa passiert? „Deshalb haben wir uns eine kleine Aktion überlegt und ein kostenloses Mini Malbuch gestaltet“, erklärt sie. „Wir malen für den Frieden.“ Das Malbuch Ausmalen für den Frieden könnt ihr kostenlos auf Marias Website herunterladen. Eine super schöne Idee! Wir haben die Chance genutzt und Maria gefragt, wie sie mit ihren Kindern über den Krieg spricht und was ihr selbst hilft, um nicht durchzudrehen.

Maria Gerstenberg mit einer Auswahl der Kinderbücher aus dem Mäuse Verlag

Wie bist du auf die Idee zu diesem tollen Malbuch gekommen? 

Wie auch schon zu Beginn der Pandemie habe ich ein kleines Malbuch zum Herunterladen und selbst Ausdrucken auf unserem Blog veröffentlicht. Damals haben wir uns den kleinen Coni ausgedacht, der kindgerecht erklärt, warum es gerade so wichtig ist, die Hände zu waschen und damals eben noch zu Hause zu bleiben. So eine kleine Beschäftigungsidee für unsere Kinder ist doch immer gern gesehen. Unser aktuelles Mini-Malbuch hat eher die Botschaft, positive Energie zu verbreiten. Also ausmalen für den Frieden. Ich weiß, dass unsere gemalten Bilder nicht aktiv etwas verändern, aber es ist sozusagen ein Schmetterlingseffekt. Meine Tochter hat zum Beispiel auf dem Schulhof Unterschriften gesammelt mit der Überschrift „Krieg hör auf“. Viele Kinder haben sich angeschlossen und sammeln nun auch Unterschriften. Vieles im Kleinen kann Großes bewirken. Auch wenn es nur ausmalen ist, aber die Kinder haben das Gefühl, wirklich etwas zu bewirken.

Wie besprichst du mit deinen Kindern, was aktuell in der Ukraine passiert? 

Wir haben viel darüber gesprochen was aktuell passiert und dass Menschen in Not sind. Ich zeige ihnen natürlich keine Bilder aus den Nachrichten, aber erzähle ihnen, was geschehen ist. Natürlich auch, dass viele Familien jetzt Hilfe brauchen. Deshalb haben wir auch bei uns zu Hause ausgemistet und viele Kisten gefüllt. Ich habe versucht ihnen zu erklären, wie es den Kindern gerade aktuell geht und wie sehr sie sich über ein paar Spielzeuge freuen. Gerade weil wir viel mehr besitzen als wir eigentlich brauchen. Dinge, die wir doppelt hatten und noch wie neu waren, haben wir verschenkt. Meine Tochter hatte, wie schon beschrieben, die tolle Idee Unterschriften zu sammeln auf dem Schulhof, damit der Krieg aufhört. Diese Zettel und ein paar ausgemalte Bilder haben sie dann in ihre selbst gepackte Kiste getan. So hatten sie auch das Gefühl, aktiv unterstützen zu können. 

Wie viel bekommen sie durch die Schule und Freunde überhaupt davon mit?

Sie haben auch in der Schule darüber gesprochen mit ihren Lehrern. Sie sind in der 2. und 4. Klasse. Sie konnten Fragen stellen und ihre Ängste mitteilen. Ich versuche meinen Kindern keine Angst zu machen und ihnen eher zu vermitteln wie wichtig es ist, im Vertrauen zu bleiben. Wir beten für die Menschen dort und reden darüber, wie es den Menschen dort wohl gerade so geht. Wie es wohl ist alles zu verlieren und wie dankbar wir sein können. Aber dass es natürlich auch passieren kann, dass wir in eine Situation kommen, in der wir alles verlieren könnten und wie wichtig es dann ist, dass andere Menschen unterstützen, die es können. So wie wir gerade.

Denkst du, wir sollten unsere Kinder überhaupt damit konfrontieren? 

Ich bin immer für kindgerechte Ehrlichkeit. Nachrichten schauen oder Aufnahmen vom Krieg würde ich meinen Kindern nicht zeigen. Das ist selbst für mich oft sehr verstörend. Aber es zu verschweigen wäre keine Option für mich, genauso wenig es schön zu reden. Natürlich entscheide ich, wieviel meine Kinder wirklich wissen müssen und was. Es ist mehr als tragisch, was aktuell passiert und das sollen auch meine Kinder wissen. Damit mache ich ihnen aber keine Angst. Es gibt nun mal Leid, Ungerechtigkeit und eben auch Krieg auf der Welt. Es ist immer eine Frage, wie ich darüber spreche. Verbreite ich Angst oder versuche ich im Kleinen zu helfen? Da sind Menschen, die alles verloren haben und wir können ihnen wirklich helfen, in dem wir ein paar Dinge kaufen oder eben Dinge, die wir zu viel haben, spenden.

Wie gehst du selbst mit der Situation um? 

Nach zwei Jahren Pandemie bin ich wirklich erschöpft. Meine Energiereserven sind nahezu leer. Deshalb versuche ich nur sehr gefiltert Nachrichten zu konsumieren. Ich bin ein sehr sensibler Mensch und ich muss gut haushalten mit meiner Energie. Hier in unserer heilen Bubble muss schließlich auch alles noch funktionieren, und ich muss für meine Kinder auch mental da sein können. Das macht es nicht einfacher, was gerade auf der Welt passiert. Aber wir sind noch immer in einer sehr privilegierten Lage. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen halten. Natürlich ist es anstrengend und auch die letzten zwei Jahren waren extrem für uns Eltern und Kinder. Aber wir haben ein Dach über dem Kopf, sind gesund und haben mehr als wir brauchen. 

Was hilft dir, wenn die Angst zu groß wird?

Ich habe großes Vertrauen, dass alles gut werden wird. Ich versuche mich nicht in Gedanken zu verlieren über irgendwelche Szenarien, die ich ohnehin nicht beeinflussen kann. Was aber nicht heißt, dass das nicht ab und zu passiert. Ich lenke mich eher aktuell sehr viel ab mit Nichtigkeiten. Das Spenden unserer Sachen hat mir geholfen, irgendwie aktiv etwas zu tun. Wir haben zwar auch Geld gespendet, aber das hat sich nicht so angefühlt wie an der Sammelstelle Kisten abzugeben. Ich weiß, das ist nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein, aber in meiner Situation ist mir aktuell mehr nicht möglich. Wenn wir etwas aktiv tun können, dann sollten wir das tun. Ich finde das hilft auch uns am meisten mit den Geschehnissen umzugehen. Aber ich kann mich nicht frei davon machen. Sagen wir mal so, es ging mir schon besser.

Liebe Maria, vielen Dank für das Gespräch. Und für die tolle Aktion „Ausmalen für den Frieden“!

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