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Wie Tagebuch schreiben Kinder glücklich machen kann

23. September 2020

Kann Tagebuch schreiben Kinder glücklich machen? Christine Hippelein sagt: Ja. Die Hamburgerin, selbst Mama zweier Kinder, ist überzeugt, dass Glücklichsein erlernbar ist – wie Klavier oder Tennis spielen. Schließlich entscheide über Glück oder Unglück vor allem, wie das Kind seine Welt wahrnimmt und beurteilt. Und das kann durch Tagebuch schreiben wunderbar trainiert werden, wie ein Muskel.

Christine Hippelein von Sonntagskinder sagt: Tagebuch schreiben kann Kinder glücklich machen

Die Glücksforschung zeigt: Glück wird weniger von äußeren Lebensumständen wie Besitz oder Erfolg beeinflusst. Viel mehr entspringt es der inneren Haltung. Wer mit sich selbst im Reinen ist, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat, positiv denkt und sich stark fühlt, wird auch ein glückliches Leben führen können.

Eltern können ihre Kinder auf dem Weg zum Glück unterstützen. Wie? Durch regelmäßiges Üben. Das Kind immer wieder daran erinnern, wie wundervoll es ist, wie klug, mutig und stark. Ihm beibringen, das Positive im Leben zu sehen, kreative Ideen und Lösungen zu entwickeln. Und: gemeinsam Tagebuch schreiben. Dafür hat Christine Hippelein das Kindertagebuch Eine Woche voller Glück für Grundschulkinder entwickelt. Im Herbst erscheint das Ausfüllbuch “Mein großes Glückstagebuch” für Kindergartenkinder. Im Interview mit Mamiful erklärt Christine Hippelein, was genau sich hinter den Tagebüchern verbirgt.

Frau Hippelein, alle Eltern wollen doch, dass ihre Kinder glücklich durchs Leben gehen. Warum fällt das einigen Kindern dann so schwer?

Der Mangel an Glück kommt schleichend mit steigendem Alter. Babys und Kleinkinder sind eins mit sich und dem jetzigen Moment. Sie leben intuitiv und nah an ihren Gefühlen, trauen sich alles zu, probieren alles aus, lassen sich nicht entmutigen, geben nicht auf. Je älter Kinder werden, desto stärker wirken Einflüsse von außen. Es fällt ihnen dann schwerer, bei sich zu sein. Konflikte, Erwartungen und Leistungsdruck können dann dazu führen, dass Kinder sich eher an externen Einflüssen als am eigenen emotionalen Kompass orientieren. Glücklich ist, wer sich selbst und seinen Emotionen nahe ist und „wohlwollend“ über sich denkt. Genau diese eigentlich angeborene Fähigkeit verlieren manche Kinder im Laufe ihrer Kindheit – beginnend im Vorschulalter.

Was können Eltern konkret tun, damit ihre Kinder glücklicher werden?

Eltern können Kinder dabei unterstützen, mit sich selbst in Kontakt zu sein und zu bleiben. Sich selber zu kennen, zu erfahren, was einem Freude macht, was man will und was nicht. Und Eltern können Kinder dabei unterstützen, positiv über sich und ihr Leben zu denken. Wer sich selbst nah ist und sich mit liebevollem Blick sieht, ist glücklicher. Das sollten Kinder üben. Erwachsene übrigens auch.

Sie sagen: Tagebuch schreiben macht Kinder glücklich. Wie genau?

Tagebuchschreiben ist eine Möglichkeit, in Kontakt mit sich selber zu sein und zu bleiben. Seine Gedanken zu Papier zu bringen und dabei in die Selbstreflexion zu gehen, hilft dem Gehirn, Erlebtes emotional zu verarbeiten. Außerdem: Wenn man wiederkehrende Fragen über einen längeren Zeitraum in positiver Weise beantwortet, wird das Gehirn regelrecht darin trainiert, gezielt nach dem Positiven Ausschau zu halten. Es ist dieser Trainingseffekt, der glücklich macht. Hierzu gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse, die den seit einigen Jahren erkennbaren Trend zum Tagebuchschreiben sicherlich maßgeblich mitbegründet haben.

Wie funktioniert das Tagebuch „Eine Woche voller Glück“?

Das Kindertagebuch wird im Tandem zwischen einem Kind und einem nahestehenden Erwachsenen wöchentlich über einen Zeitraum von 21 Wochen ausgefüllt. Es basiert auf dem Konzept der positiven Psychologie. Im Vordergrund steht die wohlwollende Auseinandersetzung des Kindes mit sich und seinen Lebenserfahrungen. Auch ist die Interaktion zwischen Erwachsenem und Kind wichtiger Teil der gemeinsamen Ausfüllpraxis. Das Buch greift gezielt Themen auf, die nach Erkenntnissen der positiven Psychologie zum einen „glücksrelevant“, zum anderen kindgerecht sind.

Das erinnert an Achtsamkeitsjournale für Erwachsene…

Ähnlich wie bei Achtsamkeitsbüchern für Erwachsene enthält auch das Kindertagebuch feststehende Fragen, die über einen längeren Zeitraum hinweg wiederkehrend beantwortet werden. Gemeinsam haben beide dabei das Konzept der positiven Psychologie. Im Unterschied zu den thematisch häufig eher überschaubaren Achtsamkeitsbüchern für Erwachsene greift das Kindertagebuch eine ganze Reihe von Themen auf, die in ihrer Gesamtheit eine große Bandbreite „glücksrelevanter“ Aspekte vereinen. In seiner Vielfalt ist das Kindertagebuch aus meiner Sicht daher einzigartig. 

Die Kinder werden beim Tagebuch schreiben von erwachsenen Paten begleitet. Welche Aufgaben haben die Paten?

Der Erwachsene fungiert in unserem Konzept als unterstützender „Tagebuchpartner“. Er unterstützt das Kind darin, die Themen und Fragen zu erfassen und ggf. in Kontext zu setzen. Es geht stets darum, das Kind bei der Selbstreflexion zu unterstützen, dabei jedoch keinesfalls Antworten vorzugeben. Auch wird am Ende jeder Woche bewusst der Perspektivwechsel vollzogen – und das Kind stellt dem Tagebuchpartner eine das jeweilige Wochenthema betreffende Frage. Denn das Kind möchte erfahren: „Geht es dir ähnlich wie mir?“ „Hast du ähnliche Gefühle, Herausforderungen wie ich?“ Das hilft dem Kind, zu verstehen, dass eine Bandbreite an Gefühlen und Erlebnissen zum Leben dazu gehören, Erwachsene wie Kinder letztlich Ähnliches erleben. 

Tagebuch „Eine Woche voller Glück“, 160 Seiten, verschiedene Designs, 24,90 Euro

Fotos: Sonntagskinder

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