Mom der Woche

Madlen Ottenschläger

3. März 2022
Madlen Ottenschlaeger

Madlen lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern (ihr Sohn ist sechs, die Tochter zehn Jahre) auf dem Land. Genau genommen in einer Kleinstadt in Süddeutschland, gemeinsam mit zwei Meerschweinchen. Die 42-Jährige arbeitet als freie Journalistin für verschiedene Magazine, darunter Brigitte und Donna. Und ganz neu: als Kinderbuchautorin! Ihr Debüt Metti Meerschwein ist gerade erschienen. Im Herbst folgen zwei weitere Kinderbücher, nächstes Jahr im Frühling sogar drei! Madlen hat in München studiert und die Deutsche Journalistenschule besucht. Nach dem Studium hat sie in Hamburg mehrere Jahre als Redakteurin für Brigitte gearbeitet (Ressort Dossier und Psychologie). Seit 10 Jahren ist sie selbstständig. Im Interview erzählt uns Madlen, wie sie ihren Kindern das aktuelle Kriegsgeschehen in Europa erklärt, wie es ist, plötzlich Kinderbuchautorin zu sein und welcher See in Deutschland sie augenblicklich entspannt und erdet. Schön, dass du dabei bist, liebe Madlen! Grüße gehen raus an Metti Meerschwein. 😉

Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Er startet viel zu früh! Wir sind alle Langschläfer, doch werktags interessiert sich niemand für unsere Eulenherzen. Unser Wecker klingelt gegen 6 Uhr, ich checke dann unmittelbar die Nachrichten wie wohl viele momentan. Die Kinder stehen um 6.40 Uhr auf. Manchmal schaffen wir es, dass wir gemeinsam frühstücken. Ganz oft ist aber einfach nur hektisch: Zähne nachputzen, Vesperdosen richten… Spätestens um 8 Uhr sitze ich mit einem zweiten Kaffee an meinem Schreibtisch. An den Tagen, an denen mein Mann die Kinder bringt (zwei bis dreimal pro Woche) auch schon deutlich früher. Ich arbeite von zu Hause aus, und ich habe zwei Jobs, beide freiberuflich: Ich bin Kinderbuchautorin, und ich bin Journalistin. Ich versuche wochenweise zu arbeiten: eine Woche konzentriere ich mich auf meine journalistischen Aufträge, eine aufs Bücherschreiben. Das gelingt leider nicht immer, weil natürlich auch viel aktuell erledigt werden muss: eine Interviewpartnerin hat nur an dem einen Tag Zeit, meine Lektorin braucht jetzt sofort eine Reaktion. Corona hat uns – wie vielen Familien – unsere Betreuung ziemlich zerschossen. Die beiden kommen nun schon mittags nach Hause – natürlich superhungrig! Nach dem Essen beschäftigen sie sich allein, etwa ab 15 Uhr ist Kinderzeit. Eigentlich, denn in diese Zeit fällt auch alles, was eben erledigt werden muss: neue Schuhe kaufen, Kontrolltermin bei der Zahnärztin, für Klassenarbeiten lernen… Natürlich wird auch gespielt, gekuschelt, manchmal gestritten und sich wieder vertragen.

Du bist Journalistin und hast vor einer Woche dein Kinderbuch-Debut „Metti Meerschwein“ bei arsEdition veröffentlicht. Wovon handelt es?

Es geht um das, was Kinder, aber auch Erwachsene beschäftigt: Gefühle wie Wut und Eifersucht, Freundschaft, Füreinander-da-sein, Toleranz, Zusammenhalt und Entschuldigung sagen. Metti lebt hasenvergnügt auf einem Bauernhof und hat das schönste Leben: wilde Wettrennen, Popowackeln und Fredo Fuchs austricksen. Doch eines Tages kommt ein neuer Hase in den Stall: Oskar! Der macht Metti klar, dass sie ein Meerschweinchen ist und Hasen nicht mit Meerschweinchen spielen… Was ich noch verraten kann: Die Geschichte geht gut aus. Und lustig ist sie auch. Was mich aber besonders freut: Stefanie Reich hat die Illustrationen gezeichnet. Manche kennen Steffi vielleicht von den Peter-Wohlleben-Kinderbüchern, ich liebe ihre charakterstarken Zeichnungen sehr. Was noch superschön ist: Metti kommt bei den Leserinnen und Lesern so gut an, dass sie nochmals in die Druckerpressen gehüpft ist; momentan wird die 2. Auflage gedruckt.

Wie bist du auf die Idee für „Metti Meerschwein“ gekommen?

Wir leben auf dem Land, vor inzwischen zehn Jahren sind wir von München in eine Kleinstadt in Süddeutschland gezogen. Seit ein paar Jahren gehören zwei Meerschweinchen zu uns, Toto und Bella, und die beiden sorgen in unserem Garten für eine ratzeputzkurze Wiese. Irgendwann sagte ich: Wir haben ja Mähschweinchen! Zwei Schweinchen, die den Rasen mähen. Aus dem Wortwitz entspann sich die Metti-Geschichte.

Was steht in diesem Moment ganz oben auf deiner To-Do-Liste?

Total banal: ich muss ganz dringend zu meiner Augenärztin und jetzt endlich einen Termin ausmachen.

Wovon brauchst du gerade eine Pause?

Uff. Ehrlich gesagt im Großen von so ziemlich allem. Es ist schon arg viel, das mir Sorgen macht: Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, die Pandemie und dort ganz besonderes der immer noch zu geringe Gesundheitsschutz unserer Kinder in Schulen und Kindergärten. Es ist eine Schande, dass nicht alle Kinder-Räume längst mit Luftfiltern ausgestattet sind, während diese in den Parlamenten Standard sind. Dann die Klimakatastrophe, Rassismus, soziale Ungleichheit… Was ich mir wirklich wünsche, ist, dass die Politik endlich auf unsere Kindern ausgerichtet wird. Wir haben einen eklatanten Kinderrechtemangel, das zeigt die Pandemie wie unter einem Brennglas, und auch bei der Hilfe für geflüchtete Menschen muss der Blick ganz besonders auf Kinder ausgerichtet sein. Kinderrechte ins Grundgesetz!

Was macht die aktuelle politische Situation mit dir?

Sie macht mir Sorgen und ja, auch Angst. Was ich mir immer wieder sagen und auch irgendwie erlauben muss: Es ist okay, Angst zu haben, es ist aber genauso auch okay, das Schöne in meinem Leben zu sehen und es zu genießen.

Madlen lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Ulm

Sprichst du mit deinen Kindern über den Krieg in der Ukraine?

Ja. Sie sind mit 6 und 10 Jahren auch in einem Alter, in dem sie in der Schule und im Kindergarten von dem Krieg hören; mir war es wichtig, dass ich die Situation vor diesem Hören für sie einordne. Ich erklärte und erkläre so gut ich kann, komme aber auch an Grenzen. Neulich fragte mein Sohn beim Abendessen: Wie sieht eigentlich eine Atombombe aus? Er hatte das Wort in den Radio-Nachrichten gehört. Ich dachte nur: ein Glück fragt er nicht, was eine Atombombe ist. Ich beantworte alles, was sie wissen möchten, aber natürlich kindgerecht und ohne Ängste zu schüren. Und ich bin sehr froh, dass es Profis gibt, die das noch viel besser und kindgerechter können. Wir gucken beispielsweise gemeinsam die Logo-Kindernachrichten. Gut war für uns alle, dass wir gemeinsam ins Handeln kommen konnten. Wir waren auf einer Stand-with-Ukraine-Demonstration, und wir haben gespendet; die Kinder wissen an welche Organisationen und was diese mit dem Geld machen. Freunde von uns können Wohnraum anbieten. Die Frage: Wo schlafen all die geflüchteten Menschen?, konnte ich so gut und für meine Kinder sehr lebensnah beantworten.

Was war die größte Herausforderung, die du zuletzt gemeistert hast?

Tatsächlich das, worüber wir gerade sprachen: Meinen Kindern diesen Krieg erklären zu müssen. Im Normalalltag geht’s mir wie sicher vielen Müttern: Es ist einfach unglaublich schwer, Zeit für sich selbst zu finden, oder? Und zwar wirklich für sich, und nicht, um dann doch noch eben zu arbeiten oder die Wäsche zu machen. Dass ich selber nicht zu kurz komme und Raum für mich allein habe – das empfinde ich als eine wirklich große Herausforderung. Meist meistere ich die aber ganz gut.

Welchen SOS-Tipp hast du für Mamis in einer Stresssituation?

Bei SOS geht nur durchatmen, oder? Wenn es noch nicht ganz so sos-ig ist, der Tag einfach nur übervoll war und alle irgendwie genervt sind, bin ich ein großer Medienfan. Ein Hörspiel anmachen oder Sofakuscheln während ein guter Kinderfilm läuft. Schon für Kleinere geht „Mein Freund, die Giraffe“ super, und auch die „Knerten“-Filme sind schon für Kindergartenkinder geeignet. Und natürlich Vorlesen! Hatte ich einen superstressigen Tag, fällt es mir manchmal echt schwer, ab dem Moment, ab dem ich endlich Zeit für die Kinder habe, wie auf Knopfdruck ganz für sie da zu sein. Spielen, zuhören… Vorlesen aber geht bei mir immer. Und es geht nur gemeinsam. Es entsteht unmittelbar Nähe.  

Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht? Und was? 

Gerade eben: ein Kinderbuch veröffentlicht! Und ich gärtnere, jedes Jahr kommt eine neue Gemüsesorte ins Beet. Vergangenes Jahr habe ich Paprika ausprobiert. Momentan überlege ich, an was ich mich dieses Jahr wagen soll. Gerade steht Brokkoli ganz oben. Ach, und mein Instagram-Account. Ich mag social media nicht sonderlich, was noch nett ausgedrückt ist. Aber als Autorin, so dachte ich, komme ich daran nicht vorbei. Also habe ich mich eher widerwillig bei Insta angemeldet. Für mich erstaunlich, macht es mir aber total viel Spaß. Ich lese supergern, welche Bücher Kinderbuchblogger*innen empfehlen und was Verlage planen. Im vergangenen Jahr sind so einige schöne Kontakte zu anderen Buchmenschen entstanden. Hätte ich nicht gedacht.

Welches Buch liegt zurzeit auf deinem Nachttisch? 

Mit meiner Tochter lese ich momentan „Für immer Sommerby“ von Kirsten Boie, ein Kinderroman, der keine heile Welt beschreibt, sich aber total heimelig und geborgen anfühlt; drei Kinder verbringen die Winterferien bei ihrer Oma am Meer. Tut uns gerade gut. Mein Sohn und ich lachen uns über die „Ziemlich beste Schwestern“ von Sarah Welk kaputt. Ich selber ermittle mit Rory Shy, geschrieben von Oliver Schlick, einem schüchternen Detektiv. Die Geschichte ist sehr absurd und sehr, sehr lustig.

Fühlst du dich heute wohler als vor fünfzehn Jahren?

Eher so: Mein Leben, das ich vor 15 Jahren gelebt habe, würde ich heute, mit 42, nicht mehr leben wollen – und umgekehrt auch. Vor 15 Jahren lebte ich halb in München, halb in Hamburg. Ich war in Teilzeit bei Brigitte angestellt, arbeitete zwei Wochen pro Monat in der Redaktion, die anderen zwei Wochen war ich bei meinem Freund, nun Mann, in München und schrieb als freie Journalistin für unterschiedliche Zeitschriften. In Hamburg hatte ich einen guten Freundinnenkreis, wir fuhren auch mal spontan an die Ostsee, lachten, ratschten, keine Verpflichtungen. Gleichzeitig hatte ich die Nähe einer Beziehung. Auf Dauer war es aber zu viel hin und hergefahre, und mein Freund und ich wollten Familie. Was ich heute habe, macht mich heute glücklich: meine Familie und meine zwei Berufe.

Wofür bist du deinen Kindern dankbar?

Für ihr Lachen.

Einer deiner Lieblingsplätze, den andere Mamis unbedingt sehen sollten?

Also, für mich ist klar: Ein Muss ist, dass es mindestens Kaffee, noch lieber aber was richtig Gutes zu essen gibt. Ich mag den Alatsee bei Füssen, an der Grenze zu Österreich. Man hat einen Traumblick auf die Allgäuer Alpen. Das Wasser glitzert in allen Farben grün und blau. Mich entspannen die grauwuchtigen Berge und das Farbspektakel unmittelbar. Der See selbst hat zwei super Badestellen, an denen auch kleinere Kinder im Seichten planschen können. Einmal um den See rum dauert eine Stunde, das schaffen auch die Kleinsten, zudem ist der Weg kinderwagentauglich. Für mich das Highlight ist aber die Salober-Alm. Für die Mamis gibts Kaiserschmarrn, die Kinder gucken Kühe oder spielen auf dem Alm-Spielplatz. Alle froh. Perfekt.

Wohin möchtest du als nächstes reisen? Und wohin mal ganz allein?

Unser großer Traum ist, nach Skandinavien zu reisen – mit dem Zug. Wir würden von Süddeutschland nach Hamburg düsen. Fischbrötchen am Hafen, Möwen gucken, mit Freundinnen schnacken, rauf auf die Elbphilharmonie. Dann ginge es weiter nach Kopenhagen. Was ich klasse finde: der Zug rollt auf die Ostsee-Fähre, das wäre für die Kinder sicher ein Highlight. Die Stadt selbst bietet für alle etwas: die kleine Meerjungfrau, tolle Restaurants, spannende Design-Shops, den Tivoli. Weiter dann vielleicht nach Schweden? Sand, Strand, Meer und Wald und nach Ronja und Michel gucken… Aber mal sehen, wie sich alles, was uns momentan beschäftigt, entwickelt. Was schon mal schönst ist: In den Osterferien machen wir mit einer befreundeten Familie Urlaub auf einem Campingplatz bei uns in der Gegend. Wir übernachten in Zirkuswägen! Darauf freuen sich die Kinder total, und ich mich auch.

Allein verreisen will ich gar nicht, aber allein mit meinem Mann oder mit einer Freundin wäre schon sehr, sehr top. Zwei geplante Freundinnen-Wochenende klappten aufgrund der Pandemie nicht. Mal gucken, wann wir die nachholen.

Wo siehst du dich nächstes Jahr um diese Zeit?

Am Schreibtisch. Ich habe Verträge für weitere Kinderbücher unterschrieben. Zwei erscheinen noch dieses Jahr, juhu! Darauf freue ich mich sehr. Und kommendes Jahr… …vielleicht auf Lesereise? Metti Meerschwein in Kindergärten und Büchereien, das wäre schön.

Was ist gerade das Beste an deinem Leben?

Meine Familie.

Madlen Ottenschläger: Metti Meerschwein

Metti lebt auf dem Bauernhof zusammen mit ihren Freund:innen das allerschönste Hasenleben: wilde Wettrennen, Ohrenwackeln, Reimen und mit Hedi den Häschen-Popo-Lopo tanzen. Ginge es nach Metti, hätte sich das alles nie geändert! Doch eines Tages kommt ein neuer Hase in den Stall: Oskar! Der macht ihr klar, dass sie ein Meerschweinchen ist. Und Hasen nicht mit Meerschweinen spielen. Ist das denn wirklich so? Müssen Freunde immer gleich sein? Und steht nicht Freundschaft über allem?

Illustriert von Stefanie Reich, Hardcover, 40 Seiten, ab 4 Jahren, arsEdition

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