Momlife

Warum ich dieses Jahr einen Advents-Kalender GEKAUFT und KEINE Wichteltür gebaut habe

12. Dezember 2021

Ich habe ein Geständnis größerer Schwere zu machen. Ich habe meinen Kindern dieses Jahr weder einen Adventskalender gebastelt noch eine Wichteltür gebaut. Stattdessen gab es für den Dreijährigen zwei schnöde selbstgekaufte Kalender: einen mit Schokolade und Pixi-Büchern, einen mit einem 24-teiligen Eisenbahn-Set. Und für das Baby: nichts von alledem. Warum? Pure Lebenserfahrung. Aber von vorne.

Ich ein riesiger Weihnachtsfan und liebe die magische Vorweihnachtszeit.

Nach der Kita fahren wir Karussell, backen zusammen Plätzchen, basteln weihnachtliche Deko, lesen Weihnachtsbücher und klappern am Wochenende die Weihnachtsmärkte in der Umgebung ab. Leuchtende Kinderaugen zur Weihnachtszeit? Priceless. Schon meine 7 Monate alte Tochter kriegt gar nicht genug von der Weihnachtsbeleuchtung. Deswegen habe ich letztes Jahr auch voller Elan für meinen damals zweijährigen Sohn einen Adventskalender gebastelt. 24 liebevoll zusammengestellte Geschenke, kreativ verpackt. Gesunde Snacks, kleine Spielautos, eine Schneekugel, einen kleinen Weihnachtsmann, Schleichtiere etc. pp. Wohldosiert gab es auch an einigen Tagen ein kleines Stück Schokolade dazu. Das Ergebnis? Mein Sohn wollte jeden Tag Schokolade und bekam Tobsuchtsanfälle, wenn es an einem Tag nur doofe gefriergetrocknete Erdbeeren gab.

Viele der kleinen Geschenke gingen nach wenigen Tagen kaputt, andere wanderten in die Spielzeugkiste zu den drölftausend anderen Spielzeugen und fristeten dort ihr Dasein. Und ich? Hatte viel zu viel Zeit und Geld in etwas investiert, von dem ich dachte, man müsse es halt so machen. Weil alle es machen. Weil halb Instagram es macht und sich in den kreativen Kalendern noch tagtäglich überbietet. Weil man eine Rabenmutter ist, wenn man seinem Kind keinen Kalender bastelt, sondern einfach einen Gekauften hinstellt. Zusammengefasst: WEIL MAN ES HALT EINFACH SO MACHT.

Lauras Sohn Jonah mit seinen gekauften (!) Adventskalendern

Und dann dachte ich mir: Aber was, wenn mein Sohn etwas ganz anderes möchte?

Nämlich einen Kalender mit Lieblingsschokolade und knallbuntem Weihnachtsmotiv. Und einen zweiten mit seiner geliebten Brio-Bahn, aus dem man anschließend noch ein Haus basteln kann. Was, wenn das einfach sein Herzenswunsch ist? Also ersparte ich mir dieses Jahr den Stress. Und machte meinen Sohn rundum happy damit. Jeden Morgen rennt er als allererstes in die Küche, um ein Türchen zu öffnen. Das er dann ganz ordentlich wieder verschließt, damit das Weihnachtsbild nicht kaputt geht. Nachdem er die Schokolade verputzt hat, versteht sich. Jeden Tag freut er sich daran, wie die Brio-Bahn immer ein Stückchen länger wird.

Und nein, dem Baby habe ich ebenfalls keinen Kalender gebastelt, auch keinen mit 24 Rasseln oder Ähnlichem. Natürlich sage ich nicht, dass ich niemals wieder einen Kalender basteln werde. Meine Mutter hat meiner Schwester und mir früher auch Kalender gebastelt, die ich sehr geliebt habe. Aber da war ich eben auch schon etwas älter und habe mich dann über Labello und bunte Armbänder gefreut. Vielleicht ist genau jetzt einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Zumindest nicht für meine Kinder. Und übrigens: Den gekauften Schoko-Kalender meiner Omi habe ich jedes Jahr genauso heiß und innig geliebt. Einfach, weil er von ihr kam.

Und nein, ich habe dieses Jahr auch keine Wichteltür gebaut und mir aufwändige Ideen dafür überlegt.

Auch das eher ein Rabenmutter-Move, wenn es nach Instagram geht. Jeden Tag sehe ich dort, was der kleine Wichtel jetzt wieder Freches angestellt hat. Wie er die Deko durcheinander gebracht, die Kekse verputzt oder etwas Dreck hinterlassen hat. Und ja, klar sieht das süß aus. Aber ganz ehrlich? Ich habe dafür abends, wenn meine Kinder im Bett sind, keine Kapazitäten mehr. Oder um es mit meinem Lieblingsvirologen zu sagen: „Ich habe Besseres zu tun“. Und vor allem: Auch das würde mein Sohn gar nicht wollen. Ich kenne ihn seit dreieinhalb Jahren nicht nur vom Sehen, glaubt mir. Entweder hätte er Angst. Oder er wäre sauer, dass er den Wichtel nie zu Gesicht bekommt. Oder er würde einfach stumpf das gesamte Wichtel-Arrangement zerstören und dabei „Ich habe alles kaputt gemacht!“ jubeln.

Neulich unterhielt ich mich mit einer Freundin darüber. Und sie war so erleichtert, weil sie es ganz genauso macht, aber Instagram ihr natürlich ebenfalls ein irre schlechtes Gewissen suggeriert. Und auch sie war der Meinung, ihr Sohn würde Angst vor einem Wichtel haben. Einem Mitbewohner, der einfach so zu Hause einzieht, den man aber nie zu Gesicht bekommt. Und eine andere Freundin gestand mir, sie würde nächstes Jahr ebenfalls nicht noch einmal einen Kalender basteln, weil ihre Tochter eh nur die Schokolade will.

Was ich damit sagen will? Bitte entspannt euch!

Wenn es euch glücklich macht, Kalender zu basteln und einen Wichteleingang zu bauen – go for it! Das ist toll, und ich feiere euch dafür. Und wenn es euch stresst oder eure Kinder es eh nicht wollen würden: Lasst es bitte einfach sein. Und ich feiere euch ebenfalls dafür (mich eingeschlossen).

Wir sind tolle Mütter. Jede Einzelne von uns. Wir sollten uns nichts anderes einreden lassen. Wir geben jeden Tag unser Bestes. Und manchmal ist unser Bestes einfach, Sachen auch mal sein zu lassen. Und nur die Dinge zu machen, die uns und unsere Kinder wirklich glücklich machen. Klar gab es bei uns prall gefüllte Nikolausstiefel. Und ja lieber Wichtel, vielleicht darfst du irgendwann auch bei uns einziehen. Aber jetzt? Jetzt verzieh dich bitte einfach und nerv mich nicht. Ich hab genug Stress an der Hacke.

Laura von Mamiful

Werbung wegen Markennennung. Wir wurden von den genannten Marken NICHT gesponsert, sondern haben die Kalender selbst bezahlt.

Mehr Momlife:

Es ist okay, wenn nichts okay ist

Ein Brief an die frisch gebackene Mama

10 Dinge, die man beim zweiten Kind nicht mehr macht

Foto: Markus Drühe

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply