In unserer Rubrik Mach’s Mamiful: Konflikte mit Kleinkindern friedlich lösen möchten wir euch dabei unterstützen, in Alltagssituationen mit kleinen Trotzköpfen die Nerven zu behalten und Konflikte mit Kleinkindern friedlich zu lösen. Natürlich gelingt es auch uns bei weitem nicht, immer ruhig zu bleiben. Aber wir glauben: Ein bisschen mehr „Om!“ würde der Welt ganz gut tun. Und lassen uns daher von entspannten Erziehungsansätzen aus der gewaltfreien Kommunikation inspirieren.
Heute: Hilfe, mein Kind will nicht teilen! Kathy Weber hat dazu auch einen ganz tollen Podcast aufgenommen. Hört unbedingt mal rein. Ihr findet ihn hier.
Was tun, wenn mein Kind nicht teilen will?
Alle Eltern mit kleinen Kindern kennen das Szenario: Das Kind buddelt friedlich auf dem Spielplatz in der Sandkiste, als ein anderes Kind dazu kommt und sich einfach den Bagger / die Schaufel / den Eimer / die Sandförmchen klaut. Unser Kind wendet sich uns hilfesuchend zu, weil es sein Spielzeug gerade nicht teilen möchte. Wie reagieren wir?
Der erste Impuls ist vermutlich zu sagen: „Nun teil doch dein Spielzeug. Das Kind darf ruhig mit deinen Sachen spielen!“. Aber was gibt uns eigentlich das Recht dazu? Teilen wir einfach so mit wildfremden Leuten unser Handy oder unsere Handtasche?
Natürlich ist Teilen wichtig und schön. Wir als Erwachsene mit unserem jahrelangen Erfahrungsvorsprung wissen das. Aber auch wir teilen doch vor allem dann, wenn wir es auch wirklich möchten. Freiwillig und selbstbestimmt. Und unsere kleinen Zwerge stecken mitunter mitten in der Autonomiephase (Meins! Alleine! Selber!). Ihr Wissensschatz und ihre Hirnreife sind längst nicht vollständig ausgebildet. Aus diesem Grund sollten wir Kinder nicht verurteilen, wenn sie ihr Spielzeug nicht teilen wollen. Wir können ihnen natürlich immer wieder vorleben, dass Teilen etwas Schönes ist, damit aus ihnen soziale Menschen werden.
Akzeptieren, wenn das Kind nicht teilen will
Aber wir sollten auch akzeptieren, wenn sie eben nicht teilen wollen. Denn damit unsere Kinder Teilen als etwas Schönes begreifen, sollten sie nur dann abgeben, wenn sie es wirklich aus ganzem Herzen freiwillig wollen – nicht, weil sie es müssen. Andernfalls führt es nur zu Frustration. Wenn euer Kind noch klein ist: Führt es als Erwachsene durch die Situation. So kann es von euch lernen und weiß: Mama kümmert sich um mich und hat die Situation im Griff (meistens zumindest, haha).
Kathy Weber gibt uns in ihrem Podcast „Familie verstehen“ einfache Merksätze und anschauliche Beispiele aus der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg mit auf den Weg. Sinngemäß zum Thema Teilen können wir uns eigentlich folgenden Leitspruch gut merken:
„Das sind deine Spielsachen. Du entscheidest, wer damit spielt. Das sind seine/ihre Spielsachen. Er/Sie entscheidet, wer damit spielt.“
Szenario: Julia schnappt sich den Bagger von Ben
Als Eltern von Julia könnt ihr gemeinsam mit eurem Kind um Erlaubnis bei Ben fragen, ob ihr euch den Bagger ausleihen dürft. Sagt Ben „Nein“, erklärt ihr Julia, dass der Bagger Ben gehört, und er entscheidet, wer damit spielt. Dass er ihn nicht abgeben will und dass das ok ist.
Sagt Ben „Ja“, könnt ihr Julia erklären, dass sie mit dem Bagger spielen darf. Aber nur solange, bis Ben ihn wieder haben möchte. Danach wird er wieder abgegeben.
Möchte Ben schließlich den Bagger zurück haben, könnt ihr Julia einfühlsam durch den Trennungsschmerz führen. Ihr signalisiert Ben, dass er den Bagger auf jeden Fall zurück bekommt und wendet euch dann Julia zu. Am besten auf Augenhöhe, mit Körperkontakt. Ihr könnt fragen: „Bist du bereit, den tollen Bagger abzugeben? Brauchst du noch einen Augenblick? Möchtest du ihm nochmal zuwinken?“.
Auch Alternativen, was man stattdessen spielen könnte, können helfen. Die Theorie der gewaltfreien Kommunikation hierzu lautet: Wenn Julia das Gefühl hat, gesehen und verstanden zu werden, wird sie vermutlich eher bereit sein abzugeben. Hilfreich ist auch, ihr zu signalisieren, dass man versteht, wie toll sie den Bagger findet. Weil er so tolle Farben hat, sich so gut fährt etc.
Wenn alles nichts hilft: das Kind auf den Arm nehmen und ihm sanft den Bagger aus der Hand nehmen (nicht reißen). Kommt es zu einem Wutanfall, den verständnisvoll begleiten. Gleichzeitig kann Bens Mutter ihren Sohn begleiten und erklären, dass er den Bagger natürlich wiederbekommt. Aber dass sie geduldig warten, bis Julia soweit ist. Somit lernt Ben für zukünftige Situationen, in denen er einem anderen Kind das Spielzeug mopst: dass er das Spielzeug zwar zurückgibt, aber sich immer in Ruhe und würdevoll davon verabschieden darf.
Aufmacherfoto by Soraya Irving on Unsplash
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