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Warum Sandra spät Mama geworden ist

16. November 2020
Sandra späte Mama

In unseren Beiträgen zum Thema „Warum ich so spät Mama geworden bin“ möchten wir euch zeigen, dass es viele verschiedene Gründe gibt, warum eine Frau erst spät Mama wird. Nicht immer geht es nur um Karriere und einen bewussten Entschluss. Sehr oft gibt es noch viele andere Gründe. Heute erzählt uns Sandra Jurema Kade warum sie erst mit 42 Mama geworden ist.

„Wenn ich schwanger werde, wirst du Vater“

“Wenn ich schwanger werde, wirst du Vater”, erklärte ich meinem neuen Freund gleich bei einem der ersten Dates. Ich war da erst 28 Jahre alt, noch nicht ganz mit der Uni fertig, aber ich war mir da schon sicher: Ich wünsche mir Kinder. Egal zu welchem Zeitpunkt und egal, ob es gerade in den Lebensplan passt oder nicht. Deshalb wäre eine Abtreibung da einfach keine Option für mich. Maik ist nach dem Satz nicht schreiend aus dem Raum gerannt, sondern weiterhin mit mir zusammen geblieben. 

Zeit ist kostbar, Geld und Arbeit vergänglich

Zehn Jahre später waren wir immer noch zusammen. Wir haben beide unsere Uniabschlüsse gemacht, haben angefangen zu arbeiten, sind in eine größere Wohnung gezogen – das Leben ging voran. Die Kinderfrage rutschte immer weiter in den Hintergrund. Es ist nicht so, dass wir keine Kinder mehr wollten, es hat sich nur einfach nicht ergeben und wir haben das auch nicht zielorientiert verfolgt. Dann bekam mein Bruder ein super süßes Mädchen. Und uns wurde immer bewusster: So eine wollen wir auch! Dann bekam mein Bruder Krebs und uns wurde noch bewusster: Zeit ist kostbar, Geld und Arbeit vergänglich, Familie ist das, was zählt. Und auf einmal stand fest: Wir wollen nicht weiter in dieser Tretmühle sein, in der die Jahre nur so an uns vorbeifliegen, um später festzustellen, dass wir den Zeitpunkt einfach verpasst haben… Aus Angst vor Verlust, aus Angst vor Veränderung, aus Faulheit, aus Bequemlichkeit, aus allen möglichen anderen Gründen… 

Es musste also Veränderung her, wir wollten achtsamer sein, mehr im Moment leben. So nahmen die Dinge ihren Lauf. Ein Jahr später erhielt ich einen Heiratsantrag, ein weiteres Jahr später waren wir verheiratet, noch ein Jahr später waren wir immer noch kinderlos. Inzwischen etwas verunsichert, machten wir uns auf die Suche nach einer Kinderwunschklinik. Eine ernüchternde Erfahrung. Denn wir erfuhren da gleich, wie unwahrscheinlich es wäre, dass wir noch Kinder bekommen könnten. Wir waren inzwischen einfach zu alt. Außerdem würde in diesem Alter die Krankenkasse nichts mehr bezuschussen. 

Es fiel uns nicht leicht, besonders, wo auf fast allen Untersuchungsbefunden was von Sterilität stand

Das war alles sehr bestürzend, und wir mussten es erst mal sacken lassen, während ich schon mal eine Untersuchung nach der nächsten unterlief. Irgendwann war alles untersucht und wir mussten uns entscheiden: Wollten wir 10.000 Euro in die Hand nehmen und einen Versuch starten? Wollten wir uns all diesem Stress und der großen Belastung für meinen Körper aussetzen? Es fiel uns nicht leicht, besonders wo auf fast allen Untersuchungsbefunden was von Sterilität stand. Ja, wollten wir. Und ich beschloss, ab dann einfach nicht mehr in die Befunde zu gucken, sie zu vergessen und mein Bestes zu geben, um ruhig zu bleiben.

Das ist jetzt wirklich leichter gesagt als getan. Es war hammerhart. Ich begann neben Yoga auch noch zu meditieren, ich nahm jeden Tipp wahr (vom Tragen eines Mondsteins über duschen mit Orangenduschgel bis hin zur Gebärmutterstimulationsmassage), arbeitete aber gleichzeitig wie gewohnt weiter und erzählte nur einer Handvoll Leute davon. Auf Tabletten folgten die unterschiedlichsten Spritzen und schon war es Zeit für die Eizellentnahme. Nach dem Transfer der befruchteten Eizellen begann der schwierigste Teil: der Teil, in dem man nichts tun kann. Da heißt es ruhig bleiben und warten… Ganze zwei Wochen warten, bis man den Schwangerschaftstest machen kann. Also zwei Wochen, in denen man versucht ist, jedes Zimperlein des Körpers zu analysieren und zu interpretieren, ob man nun schwanger ist oder nicht. Und sich nicht selten in Panik versetzt, dass das Ganze doch für die Katz gewesen sein könnte. 

Wir hatten Glück! Der Schwangerschaftstest war positiv. Zwei weitere Wochen später wussten wir auch: Es sind Zwillinge! Nach der kritischen 12-Wochen-Phase, in der mir unzählige Male erzählt worden ist, dass sich gern einer der Zwillinge in der Anfangszeit verabschiedet, waren immer noch beide da und heute kann ich mir kein Leben ohne sie mehr vorstellen.

Jetzt bin ich 43 Jahre alt, die Babys 15 Monate

Jetzt bin ich 43 Jahre alt, die Babys 15 Monate. Ja, ich bin spät Mutter geworden, Ja, vielleicht wäre es unkomplizierter und günstiger gewesen, wenn wir uns früher getraut hätten. Aber so wie es jetzt ist, ist es super. Ich habe die Elternzeit genutzt, um mich beruflich umzuorientieren und der Alltag besteht nun aus Kinderbetreuung und Arbeit. Ich kann jetzt nicht mehr so einfach mal einen Kaffee mit einer Freundin trinken, abends wegzugehen ist unmöglich, aber ich habe nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Von der Zwillingsschwangerschaft ist mein Bauch völlig ruiniert, überall Schwangerschaftsstreifen, er geht nicht wieder ganz weg. Und das ist alles okay so, ich hatte es lange genug. Und irgendwann wird es wieder möglich sein, dann werden die Mädels abgestillt und groß genug sein, dass ich nicht mehr dauernd anwesend sein muss. Dann werde ich wieder Zeit für Freundinnen und Sport haben. Aber jetzt genieße ich erst mal die Babys. Die Zeit, die sie so klein sind, ist nur so kurz. Denn die Zeit rennt!

Wir danken Sandra für diese schöne Geschichte <3

Mehr Geschichten zum Thema „Warum ich so spät Mama geworden bin“ findet ihr hier…

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Fotos: Johanna Both, Denise Haertel, privat

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