Mom der Woche

Ramona Kuhlmann-Witte

16. Dezember 2020
Ramona und Lilly - Mom der Woche

Ramona ist unsere Mom der Woche. Sie ist 41 Jahre alt, Marketing- und Vertriebs-Managerin in Elternzeit, Yogalehrerin und hat eine zuckersüße Tochter namens Lilly. Johanna und Ramona haben sich vor acht Monaten, mitten im ersten Lockdown, kurz nach der Geburt ihrer Kinder im Krankenhaus kennengelernt. Direkt auf einer Wellenlänge konnten sie sich während dieser verrückten Zeit gegenseitig aufmuntern. Es wurde geweint, gelacht und ganz viel gequatscht. Seitdem treffen sie sich noch immer regelmäßig zum „Schieben“, Lachen und Quatschen.

Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Im Bett gemütlich chillen und füttern, dann wickeln und wieder füttern, dann idealerweise Yoga, Frühstück und ein kleines bisschen Mami-Time, spielen, wieder füttern, aufräumen, schieben, einkaufen, und wieder von vorne.… ungefähr in der Reihenfolge. Abends freue ich mich dann, wenn es gut läuft, auf 2-3 Stunden “freie” gemeinsame Zeit mit meinem Mann, die wir meist k.o. auf der Couch verbringen. (nachdem wir noch kurz wieder aufgeräumt, Wäsche gemacht und gegessen haben).

Was steht in diesem Moment ganz oben auf deiner To-Do-Liste?

Meine Tochter Lilly.

Wovon brauchst du gerade eine Pause?

Wenn ich könnte, würde ich gerne den Corona-Pause-Button drücken. Dann könnten wir alle unbeschwerter die Adventszeit genießen und müssten uns nicht ständig fragen, ob der Schnupfen jetzt vielleicht eine Ansteckungsgefahr für Freunde und unsere Liebsten ist. Mit Omas und Opas ganz entspannt unter dem Weihnachtsbaum sitzen zu können oder mit der Freundin einfach mal wie früher auf einen Wein und Lasagne zum Lieblingsitaliener um die Ecke zu gehen, wäre schön.

Du hast dein Kind mitten im 1. Lockdown bekommen. Was war für dich das Schlimmste daran?

Das Schlimmste für mich war, dass mein Mann nur bei der Geburt dabei sein durfte (immerhin aus heutiger Sicht!) und ich die vier Tage danach praktisch alleine im Krankenhaus war. Ich habe mich hilflos und alleine gefühlt. Das Personal war gänzlich überfordert und hat bei Lilly und mir viele Fehler gemacht. Als ich auf Grund von Komplikationen für einige Tage zurück ins Krankenhaus musste, durften weder meine kleine neugeborene Tochter noch mein Mann zu mir. Das war wirklich “scheiße” -pardon my French – aber lässt sich nicht hübscher formulieren.

Nach nun fast zehn Monaten Covid-19 und wieder steigenden Zahlen sind die Hygieneregeln und der neue harte Lockdown zur Eindämmung der Pandemie ganz sicher sinnvoll und notwendig. Ob aber das Besuchsverbot des Partners oder eines engsten Angehörigen nach der Geburt maßgeblich zur Vermeidung potenzieller Neuinfektionen beiträgt, wage ich in Frage zu stellen. Ist nicht viel mehr der seelische Schaden an den gerade gewordenen Müttern und neuen kleinen Familien schlimmer? Neben den seelischen Folgen wird den kleinen Familien die gemeinsame Magie der allerersten Tage genommen, die nie wieder kommen.

Hast du bzw. eure Familie sich durch den Lockdown verändert? Was konntest du Positives daraus ziehen?

Wir sind viel mehr gemeinsam zu Hause und genießen diese Zeit. Die Reisetätigkeit meines Mannes ist komplett eingestellt und dadurch haben wir mehr Zeit für unsere kleine Familie. Das habe ich schon während des ersten Lockdowns direkt vor der Geburt als sehr positiv empfunden. Wir hatten so die Möglichkeit, “die letzte Zeit zu zweit” bewusst zu genießen. Insgesamt ist viel mehr Ruhe in unser Leben gekommen, und das führt automatisch irgendwie auch zu mehr Frieden.

Was fehlt dir aktuell am meisten?

Sich mit Freunden entspannt zu Hause oder im Restaurant treffen zu können.

Du bist Yogalehrerin. Wie praktizierst du aktuell?

Ich versuche jeden Morgen mit 20-30 Minuten Yoga in den Tag zu starten. Manchmal sind es nur zehn Minuten, aber die gelingen meistens. Lilly wird im Moment zwei Stunden nach dem Aufstehen wieder müde und ihre Schlafenszeit nutze ich dann um ganz alleine für mich zu praktizieren. Das ist herrlich und kann ich nur jeder Mama empfehlen. Es gibt aktuell ein so breites Online-Angebot, da ist bestimmt für jeden etwas dabei, egal ob “alter oder neuer Hase auf der Matte”. 

Seit kurzem biete ich auch immer donnerstags um 10:00 Uhr 45 Minuten Online-Yoga für Mamis an. Falls jemand Lust hat dabei zu sein, findet man mich auf Social Media unter saltyfeetyoga.

Kannst du uns Tipps geben, wie wir zu Hause mit drei Übungen etwas für Rücken, Kopf und Seele tun können?

Hmm… Drei konkrete Übungen sind so eine Sache. Wenn man sich regelmäßig morgens oder abends 5-10 Minuten auf der Matte gönnt, dann hat das mit der Zeit schon große Auswirkungen auf das seelische und körperliche Wohlbefinden. Ich persönlich starte am liebsten morgens so in den Tag, dass ich die Matte in der Nähe eines Fensters ausrolle und im Schneidersitz ein paar ganz bewusste lange Atemzüge mache, tief durch die Nase ein und mit offenem Mund wieder lang aus. Dabei stelle ich mir vor oder sage mir nonverbal, die neue Energie des Tages einzuatmen und die alte, schwere und müde der Nacht auszuatmen. Dann kann man z. B. mit ein paar Sufikreisen – weite Kreisbewegungen des Oberkörpers – in beide Richtungen (Einatmen bei der Vorwärts und Ausatmen bei der Rückwärts-Drehung) die Wirbelsäule wunderbar lockern und mit einem Twist zu beiden Seiten abschließen. Wer dann noch mag, macht drei Atemzüge im Vierfüßler-Stand (Katze / Kuh; einatmen ins Hohlkreuz, ausatmen in den runden Rücken, Bauchnabel nach innen) und ggf. noch einen herabschauenden Hund. Abschließen kann man dann wieder im Schneidersitz mit geschlossenen Augen noch zwei bis drei ruhige Atemzüge machen und bewusst nachspüren. 

Da hat man schon richtig viel für Rücken, Kopf und Seele getan!

Welche Herausforderung hast du zuletzt gemeistert?

Im Lockdown ein Baby auf die Welt zu bringen und die seelischen und körperlichen  Wunden zu heilen. 

Welche Aufgabe in deinem Alltag würdest du gerne outsourcen?

Wäsche! Da würde ich gerne 2x schnipsen und “Tsching Tsching” wäre sie wieder frisch duftend und sauber gefaltet in unserem Schrank zu finden.

Welchen SOS-Tipp hast du für Mamis in einer Stresssituation?

Atmen. Hört sich simpel und vielleicht auch etwas abgedroschen an, hilft aber. Drei bis fünf tiefe Atemzüge, ganz langsam durch die Nase tief bis in die Bauchdecke einatmen und noch langsamer und länger, als man eigentlich glaubt, wieder aus. 

Das entspannt das zentrale Nervensystem. Im Idealfall und wenn möglich an der frischen Luft. Beim Einatmen sagst Du dann zu Dir selbst, “ich atme Ruhe und Gelassenheit ein” und beim Ausatmen sagst Du dir “ich atme den Stress aus”, ich nehme die Situation an, so wie sie ist. Klar, das funktioniert nicht immer zu 100%, in jeder Situation, aber mit regelmäßiger Praxis häufiger.

Was gab es bei euch heute Morgen zum Frühstück?

Brötchen, Avocado, Tomate, Käse und Ei, und natürlich Kaffee – Speicherstadt-Kaffee (unbezahlte Werbung). Seitdem ich dort gearbeitet habe, kommt mir nichts anderes mehr in die Tasse. Ich muss dazu sagen, ich liebe Frühstück! Ohne geht bei mir nichts! Ich kann den ganzen Tag auf Essen verzichten, aber nicht auf Frühstück, dann hilft irgendwann auch keine bewusste Atmung mehr.

Wann hast du zuletzt etwas Neues gemacht oder gelernt? Und was? 

Als Mama lerne ich jeden Tag etwas Neues. Kürzlich habe ich angefangen Breis zu kochen, etwas völlig Neues für mich!

Vor knapp drei Jahren habe ich die Ausbildung zur Yoga-Lehrerin gemacht, das war etwas völlig Neues und Konträres gegenüber meinem bisherigen beruflichen Werdegang.

Du hast einen freien Tag – was machst du?

Mich mit einer guten Freundin treffen und am liebsten ausgedehnt frühstücken gehen (wenn die Restaurants nicht gerade Lockdown bedingt geschlossen haben). Und mir mal wieder eine Massage gönnen, das wär traumhaft!

Welches Buch liegt zurzeit auf deinem Nachttisch?

“Windeln, Wahnsinn, Wochenbett” von Juliane Lauterbach, angelesen.

“Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen (und deine Kinder werden froh sein, wenn du es hast)” von Philippa Perry, ungelesen

“Meditation ohne Geheimnis” von Ayla Khema, nicht weiter gelesen.

Ich muss bekennen, ich habe eine furchtbare Angewohnheit, ich lese sehr regelmäßig Bücher nicht bis zu Ende. Das letzte Buch, dass ich bis zu Ende gelesen habe, war “Mit dir wird alles anders Baby” von Dennis Betzholz. Das habe ich vor Lillys Geburt von Anfang bis Ende gemeinsam mit meinem Mann gelesen. Apropos was kannst du dem ersten Lockdown Positives abgewinnen: gemeinsam mit meinem Mann als Vorbereitung auf das Baby dieses Buch gelesen zu haben. Ein super schönes Buch für alle werdenden Eltern, wie wir beide finden.

Was würdest du gerne besser können?

Schlafen. Ich bin super geräuschsensibel und habe einen sehr (viel zu) leichten Schlaf. Ich würde gerne so tief und fest wie ein Murmeltier schlafen können und weder meinen Mann noch mein Baby hören.

Einer deiner Lieblingsplätze, den andere Mamis unbedingt besuchen sollten?

Wyk auf Föhr. Die Nordsee ist so herrlich rau und hat die Gabe alles Belastende einfach weg zu pusten und einem ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. 

Oder ein Spaziergang in Hamburg an der Elbe, das ist fast wie am Meer. Von Teufelsbrücke bis nach Övelgönne oder zum Altonaer Balkon.

Wohin möchtest du als nächstes reisen? Und wohin mal ganz allein (wenn es denn wieder möglich ist)?

Mit meinem Mann nach New York! Dort haben wir unsere ersten drei Ehejahre verbracht und sind seitdem nicht wieder dort gewesen. Das ist jetzt gut zwei Jahre her und wir hätten nie für möglich gehalten, dass es so lange dauert, bis wir wieder zurückkehren. Die Sehnsucht ist groß.

Alleine würde ich gerne mal mit der Bahn entlang der Seidenstraße bis nach Tibet reisen und dort für eine Woche in ein Kloster gehen und meditieren und schweigen. Dass muss eine unglaublich krasse und bereichernde Erfahrung sein, sich selbst so tief zu begegnen.

Was ist gerade das Beste an deinem Leben?

Lilly! Sie ist fraglos unser größtes Glück. Morgens in ihre leuchtenden Augen zu schauen und jeden Tag zu erleben, was sie Neues entdeckt ist das Schönste für mich und Tag ein Tag aus nun als kleine Familie das Leben zu gestalten. 

Wo siehst du dich nächstes Jahr um diese Zeit?

Idealerweise ohne Maske und AHA-Regeln auf Weihnachten 2021 zusteuern mit aufregenden Geschichten aus unserer gemeinsamen Elternzeit im Gepäck. Eigentlich wollten wir die im nächsten Jahr reisend gestalten… mal sehen, was daraus so wird.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Auf jeden Fall am Meer. Zum Beispiel in Portugal mit einem kleinen Yoga- und Surf-Hotel. Nicht, dass ich damit das Rad neu erfinden würde, aber ich glaube, es wird weiterhin großen Bedarf für achtsame Formen des Reisens für junge Familien geben. Wenn Corona auch etwas Positives mit sich gebracht hat, dann bestimmt das breitere Bewusstsein dafür, dass achtsameres und bewussteres Leben besser für unsere Gesundheit und für die Zukunft unserer Erde und unserer Kinder ist, die darin leben werden. Ich hoffe, dass wir davon alle etwas mitnehmen werden in die Zukunft, in der wir hoffentlich irgendwann wieder frei und ohne Maske sein können!

Vielen Dank liebe Ramona, für deine Zeit und deine ehrlichen Antworten. Wir freuen uns schon auf die Yogastunden mit dir!

Wer noch mehr von Ramona sehen oder lesen möchte, oder sich bei ihr zum Yoga anmelden will, kann das über ihrem Instagram-Account tun.


Du willst unsere „Mom der Woche“ werden? Dann melde dich einfach bei uns unter info(at)mamiful.de

Wir freuen uns auf dich und deine Geschichte.

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