Unsere Mom der Woche heißt Rachael Lainé. Die Britin leitet die europäischen und asiatischen Geschäfte von Salt-Wander Sandals – einer traditionsreichen US-amerikanischen Schuhmarke, zu deren Fans Promi-Damen wie Sienna Miller, Jessica Alba und Alexa Chung zählen. Ein Job, der Rachael alles andere als zugefallen ist. Eines Abends, nachdem sie ihr zweites Baby gefüttert hatte, stieß die ehemalige Marketing-Direktorin in einem Lifestyle-Blog auf die Salt-Water Sandals, die in den 1940er Jahren erstmals aus den Lederresten militärischer Stiefel des zweiten Weltkriegs gefertigt wurden. Das Familienunternehmen hatte sich zwar in den Staaten schon einen Namen gemacht, war aber im Rest der Welt nahezu unbekannt. Schon früh zur Selbstständigkeit erzogen, folgte Rachael Lainé ihrem Bauchgefühl. Sie fand die Schuhe super und fragte einfach frech bei Salt-Walter Sandals in den USA an, ob sie die Marke in Großbritannien und später im Rest von Europa auf den Markt bringen und vertreiben könnte. Mit Erfolg! Inzwischen sind Salt-Walter Sandals mit mehr als 800.000 verkauften Exemplaren pro Jahr ein Must-have von Fashionista-Mums. Aktuell lebt Rachael Lainé mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Singapur und kümmert sich dort um das Wachstum von Salt-Water Sandals in Asien. Im Interview verrät sie uns, wie das Leben in Singapur so ist, was sie an Eltern-What’s-App-Gruppen nervt und warum sie manchmal mit nur einem Kind in den Urlaub fährt und das andere daheim bei Papa lässt.
Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Ich wache normalerweise zwischen 6 und 7 Uhr morgens auf (oder auch später, wenn ich die Nacht zuvor gearbeitet habe). Als allererstes bringt mir mein Mann eine Tasse Tee (jeden Tag, seit wir uns kennengelernt haben!). Anschließend lese ich alle E-Mails, die aus Übersee hereingekommen sind, bevor ich einen sehr starken Kaffee trinke. Ich versuche, mich nicht dazu hinreißen zu lassen, sie sofort zu beantworten, sondern hebe mir das für später auf.
Ich habe angefangen, jeden zweiten Tag etwa eine Stunde zu walken, um fit zu bleiben. Ich bin fast 50 und spüre, wie mein Körper langsamer wird. Ich muss in Bewegung bleiben! Früher habe ich drei Mal die Woche mit Gewichten trainiert, aber ich habe eine steife Schulter, die mich seit über sechs Monaten plagt. Ich versuche, nicht später als halb neun los zu walken, da es hier sehr heiß wird. Ich nenne die Sportstunde meinen „Pod Plod“, weil ich dann Podcasts höre – hauptsächlich über Business, Wirtschaft, Leadership und Elternsein. Ich versuche immer von Menschen zu lernen, die intelligenter oder erfahrener sind als ich. Es gibt so viele tolle Menschen, die fantastische Geschichten zu erzählen haben. Zurück zu Hause dusche ich und setze mich um halb zehn wieder an den Schreibtisch. Normalerweise frühstücke ich nicht, sondern esse sowas wie Eier und Avocado zum Mittag. Das bedeutet, dass ich um 16 Uhr wieder Hunger habe, also schnappe ich mir einen Apfel und Käse, und wir setzen uns dann um 19 Uhr zu einem gemeinsamen Familienessen zusammen. Dies ist bei uns zu Hause nicht verhandelbar, denn dann darf jeder erzählen, was bei ihm so los ist. Wir haben zwei Teenager, und bei unseren Gesprächen am Esstisch kann es ziemlich heiß hergehen. Unser Sohn studiert Politik und Wirtschaft und will oft über die Dinge diskutieren, die er gelernt hat. Und unsere Tochter ist sehr eigensinnig! Ich gehe oft nach dem Abendessen bis etwa 22 Uhr zurück an die Arbeit, da Großbritannien und die EU dann mitten im Arbeitstag sind. Manchmal muss ich auch noch einen Zoom-Call mit den USA machen. Bei ihnen ist es 13 Stunden früher, und der Zeitunterschied kann wirklich schwierig sein. Wenn ich nicht wieder an die Arbeit muss, schaue ich mit meinem Mann eine Fernsehserie an, wir gehen mit dem Hund spazieren, plaudern und trinken vielleicht ein Glas Wein. Ich versuche jedoch, wenig Alkohol zu trinken, da ich nach ein oder zwei Drinks einfach nicht so gut schlafe. Ich gehe gegen Mitternacht ins Bett. Definitiv ein langer Tag!
Wie organisierst du deinen Alltag als Working Mom?
Um ehrlich zu sein, kann ich Business-Frau und Mama sein, oft nicht voneinander trennen. Wir arbeiten beide von zu Hause aus. Und aufgrund der Zeitverschiebung bekommen wir häufig in dem Moment Zoom-Calls aus Großbritannien und Europa, wenn unsere Kinder von der Schule nach Hause kommen. Wir mussten sie schon häufig vertrösten, wenn es ein wichtiger Anruf war – aber sie verstehen es, weil mein Mann und ich sehr offen über unser Business sprechen. Es ist ein großer Teil unseres Familienlebens. Sie wissen auch, dass sie ihre Eltern viel mehr zu Hause haben als andere Kinder. Außerdem habe ich das große Glück, eine Haushaltshilfe zu haben, die einkauft, kocht und putzt. Ich koche zwar gerne, aber meistens nur, wenn ich Urlaub und Zeit habe. Was ich mir aber nicht nehmen lasse, ist jedes Jahr den Kuchen zum Geburtstag der Kinder zu backen! Alles, was mit Schule und den Hobbys unserer Kinder zu tun hat, haben mein Mann und ich uns schon immer aufgeteilt. Wir sind ein richtiges Team, und es nervt mich, dass immer ich die What’s-Apps der anderen Eltern bekomme oder dass die Schule immer mich als Erstes anruft. Ich kann nicht glauben, dass wir 2022 haben und immer noch alles ausschließlich erst einmal bei der Mutter landet. Mein Mann und ich versuchen gelegentlich, jeder Tage allein mit nur einem Kind 1:1 zu verbringen. Sie schätzen es, mal die alleinige Aufmerksamkeit zu haben. Als sie zehn Jahre alt waren, bin ich jeweils mit einem Kind in den Urlaub gefahren, und das andere blieb dann zu Hause beim Papa und erlebte dort seine eigenen Abenteuer.
Du teilst dir also mit deinem Mann die Aufgaben weitestgehend 50:50 auf?
Ja, es ist ziemlich ausgeglichen. Aber um ehrlich zu sein, neige ich dazu, mich mehr mit ihrer Ausbildung zu beschäftigen. Unser Sohn hat es gehasst, im Lockdown zu lernen und hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Ich musste ihn wirklich unterstützen, um ihn wieder auf Kurs zu bringen. Dave kümmert sich um alle Aktivitäten außerhalb der Schule.
Wie gefällt euch das Leben in Singapur?
Wir lieben, wie sich das Leben hier im Freien abspielt. Unser Sohn hat hier großen Gefallen an Volleyball gefunden und spielt für seine Schule, was in Großbritannien nie passiert wäre. Ich liebe die Blumen, Bäume und die Tierwelt und habe mir hier eine große Pflanzensammlung aufgebaut. Und statt Eichhörnchen und Tauben haben wir Affen und Papageien. Ich kämpfe wirklich mit der hohen Luftfeuchtigkeit, aber fange endlich an, mich zu akklimatisieren. Wir haben die gewaltigsten Gewitter und es ist unglaublich laut. Singapur ist das am meisten vom Blitz getroffene Land der Welt, und es ist intensiv. Wenn es hier regnet, bist du innerhalb von Sekunden durchnässt, deshalb tragen wir immer Regenschirme bei uns. Am allermeisten vermissen wir unsere Freunde und Familie. Die Freundschaften in Singapur sind ziemlich vergänglich. Auch wenn wir uns schon mit mehreren Familien angefreundet haben , sind fünf von ihnen bereits abgereist! 2020 erkrankte meine Mutter schwer. Da wir aufgrund von Corona nicht reisen konnten, musste sie zwei Jahre allein ihre Krebsbehandlung durchstehen, ohne dass ihre Tochter sie unterstützen konnte. Das war unglaublich hart. Gott sei Dank konnten wir sie letztes Jahr Weihnachten endlich wieder besuchen.
Was steht gerade ganz oben auf deiner To-do-Liste?
Reisen, reisen, reisen! Wir sind seit Februar 2020 in Singapur gestrandet und so gespannt, unsere Nachbarländer zu sehen. Hier in Asien werden die Grenzen gerade erst wieder geöffnet und es ist alles viel vorsichtiger als in Europa.
Was rätst du anderen Müttern, die gründen wollen?
Stelle sicher, dass du ein großartiges Netzwerk hast, das dich unterstützt. Ich bin alleine ohne Geschäftspartner gestartet. Wenn du kannst, versuche von Anfang an einen Partner zu finden. Ich habe mit meinem Mann viel über meine Arbeit gesprochen – und mittlerweile arbeitet er sogar mit mir zusammen. Ein Team von Beratern sowie Freunde oder Familie für die Notbetreuung der Kinder ist unbezahlbar. Sei darauf gefasst, dass sich dein Unternehmen wie ein zweites Kind anfühlen wird. Es wird dir schlaflose
Nächte bereiten, dich Geld kosten, du wirst von dir selbst enttäuscht sein, aber auch echten Stolz empfinden. Deine Kinder und dein Partner werden es hin und wieder verfluchen, aber letztendlich: Wenn du eine tolle Idee hast, Energie und Tatendrang – warum nicht? Wenn es läuft, gibt es nichts Besseres als das Gefühl „Ich hab’s geschaftt“. Oh – und bitte: Lerne deine Zahlen! Sei detailversessen und mache Excel zu deinem besten Freund.
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Ich hatte letztes Jahr Ukulele-Stunden. Ich habe es geliebt, bin aber leider nicht dran geblieben.
Welchen SOS-Tipp hast du für Mütter in einer Stresssituation?
Gehe kurz weg von dem, was dich stresst – deinem Computer, Kind oder Partner. Gehe wirklich körperlich auf Abstand und ATME bewusst. Natürlich geht das nur, wenn dein Kind noch sehr klein ist. Aber ich höre buchstäblich auf mit dem, was ich tue, erkenne die Spannung um mich herum und atme dann ein paar Mal tief ein und aus. Es hilft wirklich, um die Gedanken zu regulieren. Und ich versuche übrigens auch im Job in einer hitzigen Situation niemals direkt per E-Mail zu reagieren. Ich schreibe die Mail, dann schlafe ich darüber. Oder nehme mir zumindest einen Tag Zeit, bevor ich sie bearbeite und sende.
Du hast einen freien Tag. Was machst du?
Auf jeden Fall keine E-Mails lesen! Ich trinke meinen Tee, gehe spazieren, buche eine wirklich lange Massage und gehe mit meinem Mann oder meiner ganzen Familie in einem Stadtteil essen, den wir noch nicht erkundet haben. Wir brauchen kein fancy Restaurant, aber wir lieben es, Neues zu entdecken. Ich liebe Cocktails und hier in Singapur gibt es einige tolle Rooftop-Bars. V Vielleicht nehmen wir also vorweg ein paar Drinks. Und vielleicht mache ich sogar einen Mittagsschlaf! 🙂
Was macht dich zu einer guten Freundin?
Ich bin sehr loyal und gebe mir große Mühe, nicht gleich Ratschläge zu verteilen, sondern einfach zuzuhören. Mit meinen engen Freunden habe ich einen dreckigen Humor. Wir lachen und lachen, und ich liebe meine Freunde enorm. Sie sind genauso wichtig
für mich wie meine Familie.
Was ist der Duft deiner Kindheit?
Da ich in Hongkong aufgewachsen bin, würde ich sagen, die Streetfood-Stände. Ich habe jeden Sommer bei meinen Großeltern auf der Insel Guernsey verbracht. Sie züchteten Rosen für den Markt und hatten drei riesige Gewächshäuser. In einem von ihnen war ein riesiger Feigenbaum. Ich habe es geliebt, darunter zu sitzen und die Feigen direkt vom Baum zu essen. Sein Duft erinnert mich an meine Sommer dort.
Du willst unsere „Mom der Woche“ werden? Dann melde dich einfach bei uns unter info(at)mamiful.de
Wir freuen uns auf dich und deine Geschichte.
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