Mom der Woche

Kai-Marie Schimanski

3. November 2020
mom der woche

Kai-Marie (33) lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern (Ida, 3 Jahre und Leo, 1 Jahr) in Basel (Schweiz). Die gelernte Grafik-Designerin liebt Interieur und zeigt dies auch auf ihrem Instagram-Account. Wir lieben ihren Wohnstil <3 Ihr zweites Kind hat sie während eines einjährigen Aufenthaltes in New York bekommen. Im Gespräch mit Mamiful berichtet sie zum Beispiel über die Unterschiede im Wochenbett in den USA und Europa. Aber lest selbst…

Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Ich arbeite 40%, daher teilt sich meine Woche ganz klar in 2 Tage arbeiten und 3 Tage alleine mit den Kleinen auf. Wenn ich arbeiten muss, bringe ich in der Regel die Kids vor der Arbeit weg und hole sie wieder ab mit unserem Lastenrad. Morgens ist dann immer etwas Trouble, da wir alle etwas langsam am Morgen sind. An den anderen Tagen steht mein Mann meistens mit unserer Großen (3) auf und ich darf mit dem Kleinen (1) noch liegen bleiben. Dann heißt es langsam Frühstück machen und für mich Kaffee, Kaffee, Kaffee. Ich versuche jeden Tag etwas Spannendes mit den Kids zu machen. Es muss nichts Großes sein, aber wir sind jeden Tag mehrere Stunden draußen. Daher gibt es bei uns keine richtige Mittagsroutine, morgens und abends ist aber klar routiniert. Wenn wir draußen sind, habe ich immer alles für Picknick und Notfälle dabei. Dann heißt es Spielplatz, Wald, Museen, Schwimmbad oder Ausflüge ins Umland. Da meine Beiden absolute Wasserraten sind, geht es abends häufig in die Badewanne und gekocht wird aufgrund von unseren Ausflügen auch häufiger abends. Nach dem Essen wird es ruhiger und die Große darf entweder für 20 Min eine ihrer Lieblingssendungen schauen oder wir spielen etwas Ruhiges, facetimen mit den Großeltern oder lesen etwas. Wenn mein Mann nicht gerade im Spätdienst ist, teilen wir uns das zu Bett bringen – jeden Abend im Wechsel. Der Kleine ist immer so um 19 Uhr im Bett, die Große zwischen 19-20 Uhr, wobei sie lieber wach als am Schlafen ist. Danach fängt unsere Paar-Zeit an. 

Ihr seid während deiner zweiten Schwangerschaft für ein Jahr nach New York gezogen. Wie war es sich in einer fremden/neuen Stadt auf die Geburt vorzubereiten?

Aufregend! Sehr aufregend, aber ich hatte ein absolutes Urvertrauen, dass alles schon gut geht. Meine erste Schwangerschaft und Geburt war ein Traum. Keine Wehwehchen, keine Komplikationen und fit bis zum Schluss. Mir kam gar nicht der Gedanke, dass es bei der zweiten Schwangerschaft anders sein könnte. Durch das Wissen, wie es läuft und das Wissen, wie es mit einem Neugeborenen ist, war vieles noch vertraut. Auch durch die Umstellung und die vielen neuen Begebenheiten und ein Kleinkind, welches sich auch erst zurecht finden muss, hatte ich auch wenig Zeit mir Sorgen zu machen. Allerdings läuft es in NYC und Amerika etwas anders als in Deutschland oder der Schweiz. Hebammen gibt es nicht, nicht für vorher, bei der Geburt oder zur Nachsorge. Alles passiert im Krankenhaus oder später beim Kinderarzt. Die Neugeborenen werden zwar recht engmaschig beobachtet, aber vieles läuft gefühlt veraltet ab. Hüftsonos gibt es zum Beispiel nicht. Durch die vielen Menschen ohne Krankenversicherung und Impfungen sollte man weniger Zeit mit den Neugeborenen draußen verbringen, da der Herdenschutz nicht gewährleistet wird. Englisch spreche ich gut, aber Arzttermine waren dann mit den sehr spezifischen Bezeichnungen auch für mich sehr herausfordernd, und ich war froh meinen Mann, der Arzt ist, dabei zu haben. 

Wochenbett in New York? Wird es in den USA ähnlich zelebriert?

Wochenbett gibt es für die New Yorkerin eigentlich nicht. Außer, du entscheidest dich Hausfrau zu sein. In New York kann sich dies aber fast keine Familie leisten. Im Allgemeinen arbeiten die Frauen bis zur Geburt und haben danach maximal 2-4 Wochen bis sie wieder arbeiten müssen. Ich hatte den Luxus, dass ich nach der Geburt unseres Sohnes noch 6 Monate hatte, bevor wir wieder zurück gezogen sind, und in der Zeit bewusst gesagt habe, ich arbeite nicht. Somit konnte ich die Zeit sehr genießen.  Aber ab dem zweiten Knirps sieht das mit der Entspannung ja eh etwas anders aus, als nach der ersten Geburt. 😉

Welche Unterschiede hast du bei den New Yorker und den europäischen Moms festgestellt?

New Yorker Moms sind sehr streng bzw. strikt. Entfaltung des Kindes steht weniger im Fokus. Kinder müssen recht schnell funktionieren, da die Eltern schnell wieder arbeiten und die Erziehung unter der Woche in der Regel die Kindergruppen oder die Nannys übernehmen. Auf der anderen Seite werden die Kinder sehr überfrachtet mit Spielzeug und digitalen Medien. Eltern sieht man eigentlich nur an den Wochenenden mit den Kindern, dann wird versucht alles Versäumte nachzuholen. Im Vordergrund steht kindness und sharing. Kinder werden sehr früh an die amerikanische Freundlichkeit gewöhnt. Ich fand es manchmal sehr befremdlich, dass Kinder ihr eigenes Spielzeug teilen sollten, auch wenn diese es nicht abgeben wollten, nur weil ein anderes Kind dieses haben wollte. 

Was unternimmt man mit einem Säugling und einem Kleinkind in New York? Spielplatz, Museum oder einfach in den Park?

Das Viertel, in dem wir wohnten, war zum Glück recht europäisch. Wir konnten das Meiste zu Fuß machen und hatten mehrere Parks und Spiele-Cafés in der Nähe. So konnte ich trotz Wochenbett schon schnell mit beiden draußen sein ohne mich allzu sehr zu belasten. Im Sommer ist es perfekt, da eigentlich jeder Park auch gleichzeitig einen Spielplatz hat und Sprinkler, unter denen die Kinder baden und spielen konnten. Wir haben schnell eine deutsch-spanische Familie kennengelernt, und meine Große hat ihren heutigen besten Freund getroffen. Wenn es kälter oder regnerischer war, haben wir uns immer zum Play-Date verabredet. Zudem war die Große ebenfalls für 2,5 Tage in der Kita, damit ich mich in Ruhe um den Kleinen kümmern konnte. Sobald er geimpft war, habe ich auch Ausflüge mit ihm in der Trage gemacht, und mir Museen und unterschiedliche Teile von New York angeschaut. 

Du lebst jetzt mit deiner Familie in Basel. Inwieweit hast du ein funktionierendes Netzwerk, das dich als Mom unterstützt?

Familie ist recht weit weg, da mein Mann und ich beide aus Deutschland kommen und unsere Familien verteilt sind. Einfach mal zu zweit abends weg und die Kinder bei den Großeltern lassen geht nicht. Aber damit wir auch Zeit außerhalb der eigenen vier Wände haben, lassen wir den jeweiligen Anderen immer mal machen – sei es Cocktailabende mit meinen Freunden, mal ein Wochenende weg oder lange Rennradtouren meines Mannes. Wir versuchen dem Anderen Freiräume zu geben. Jetzt, wo der Kleine auch in Basel angekommen ist und nachts gut schläft, werden wir uns sicher mal um einen Babysitter bemühen (nach der verrückten Corona-Zeit ;))

Ansonsten haben wir mittlerweile viele Freunde hier, und haben von Anfang an immer viel mit den Kindern gemacht. Sie sind nicht kontaktscheu und haben einen riesen Spaß, wenn wir auch abends bei Freunden sind oder diese bei uns. 

Einmal im Jahr versuchen mein Mann und ich Urlaub zu zweit zu machen. Nicht lange, aber für ein paar Nächte. Batterien aufladen und mal wieder nur Paar sein. Bisher konnte meine Mutter jeweils zu uns nach Basel kommen, so dass die beiden Kleinen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. 

Wir facetimen mit den Kindern oft mit den Großeltern, damit sie zu diesen ein enges Verhältnis aufbauen können. Das zahlt sich bei deren Besuchen definitiv aus, da beide keinerlei Hemmungen haben, wenn Oma und Opa hier sind.. 

Deine Leidenschaft auf Instagram ist Interior-Design. Wie schaffst du es trotz zweier Kinder die Wohnung immer so ordentlich und sauber zu halten?

Mehr Schein als sein 😀 

Wir haben eine Regel zu Hause: Am Tag darf die ganze Wohnung zum Spielplatz werden, am Abend wird aber alles wieder aufgeräumt (außer große Dinge, die gebaut wurden und mit dem noch weiter gespielt wird). Körbe und Kisten, in die man einfach alles reinwerfen kann, funktionieren bei uns perfekt. Der Kleine ist noch befreit, aber die Große hilft mit. Wir machen dies immer zusammen, dass darf auch Spaß machen. 😉 Und ich mag es auch einfach ordentlich und fühle mich so wohler. Ich habe dann das Gefühl, freier atmen zu können.

Was steht in diesem Moment ganz oben auf deiner To-Do-Liste?

Oh, viel zu viel! Ich habe noch einige Ideen für die Wohnung und bin zu ungeduldig, wenn dies nicht sofort passiert. Aber explizit möchte ich zu Weihnachten ein erstes Jahresbuch für unseren Kleinen machen. Das hatte ich schon bei meiner Großen gemacht, und schaue es mir immer wieder gerne an (und sie auch) und der erste Adventskalender für die Große 😉 

Wovon brauchst du gerade eine Pause?

Ich hatte gerade die dringend benötigte Pause mit meinem Mann – 3 Tage in Südtirol, nur wir ohne Kinder. Ein Traum. Essen, schlafen und reden. Das war dringend nötig, nach der stressigen Zeit mit dem Umzug nach NYC, Geburt, einfinden als Familie zu viert und alles wieder zurück nach Basel und mehrere Wochen getrennt von meinem Mann – alleine mit den Kids, dann wieder arbeiten und Corona on top.  Jetzt sind die Batterien wieder aufgeladen und mein neuer Job macht auch richtig viel Freude. Aber wenn ich wählen könnte, bräuchte ich eine Corona-Pause 😉 

Welche Herausforderung hast du zuletzt gemeistert?

Die letzte große Herausforderung waren die sechs Wochen alleine aus NYC zurück nach Basel mit den Kids. In eine leere Wohnung, die ich noch nie vorher gesehen hatte. Möbel und Kisten neben Kindern und den ganzen Tag alleine mit den Beiden, die nicht wissen was da passiert. Da hatte ich schon vorher viel Respekt vor. Aber ich glaube wir haben es gut gemeistert. Vielleicht mit etwas weniger Schlaf, dafür mit vielen Gästen, die uns nach dem Jahr viel besucht haben.

Welchen SOS-Tipp hast du für Mamis in einer Stresssituation?

Puhh, immer her damit 😉 Ich finde, die eine Lösung gibt es nicht. Das merke ich an der Großen, die ihrem Alter gerade alle Ehre macht (3). Das was gestern noch funktioniert hat, passt morgen nicht mehr.

Was mir hilft, um mich nicht zu stressen ist: 

– Bewusst dreimal ein- und ausatmen. Hört sich cheesy an, hilft aber um mal wieder einen Schritt zurück zu machen. 

– Wenn die Große mal wieder nicht weiß, wohin mit all ihren Emotionen, dann hilft: Umso ruhiger man selber ist, umso schneller beruhigt sie sich auch. Sich dazusetzen, sie kommen lassen. Manchmal muss es auch einfach raus.

– Ich rede auch viel und auf Augenhöhe mit beiden und bereite sie einfach schon vor. Wenn ich weiß, wir werden nachher einiges machen müssen, das stressig werden könnte, beziehe ich sie ein und so werden wir ein Team. So entsteht erst gar kein Stress. 

– Ablenkungen und Alternativen in einem von mir bestimmten Rahmen helfen auch oft.

Was gab es bei euch heute Morgen zum Frühstück?

Heute wollten beide eine Birne. Da sie aber in der Kita essen, war es auch okay so. Sonst essen sie gerne belegtes Brot, Müsli oder Joghurt. Obst geht aber immer 😉

Wann hast du zuletzt etwas Neues gemacht oder gelernt? Und was?

Durch meine Interior-Leidenschaft, habe ich vor einigen Wochen einfach ein riesiges Bild gemalt und den Rahmen selber gebaut. Gemalt habe ich zwar schon immer, aber noch nie so groß und einen Rahmen hatte ich vorher noch nicht selbst gemacht.

Du hast einen freien Tag – was machst du?

Durch den Jobwechsel hatte ich einige Tage frei, während die Kleinen in der Kita waren. Meistens habe ich Liegengebliebenes abgearbeitet oder in der Wohnung gewerkelt. Gerade in der Wohnung Projekte umsetzen erfühlt mich sehr. Richtig ausgeruht habe ich mich gar nicht. 

Welches Buch liegt zurzeit auf deinem Nachttisch?

Keines. Ich habe schon ewig nichts mehr gelesen. Dafür habe ich den Podcast von Barbara Schöneberger (mit den Waffeln einer Frau) für mich entdeckt, und höre den gerne abends im Bett.

Was würdest du gerne besser können?

Schreinern. Ich liebe Holz und würde das gerne besser können. Mit Platz und Werkstatt.

Einer deiner Lieblingsplätze, den andere Mamis unbedingt sehen sollten?

Bei gutem Wetter liebe ich den Tierpark bei uns in Basel. Der liegt in einem Naturschutzpark, und ist eine Mischung aus Zoo und Bauernhof. Ansonsten mit größeren Kindern (ab 3) die Aareschlucht hier in der Schweiz. Die ist einfach beeindruckend. Wenn man einmal in NYC sein sollte, dann definitiv das naturhistorische Museum. 

Wohin möchtest du als Nächstes reisen? Und wohin mal ganz allein?

Als Nächstes möchte ich so gern, dass unser vertagter Familienurlaub nach Südfrankreich noch nächstes Jahr stattfinden kann. Alleine würde ich so gerne einmal nach Schweden und eine Roadtour machen. Wildcampen und ganz viel unberührte Natur sehen.

Was ist gerade das Beste an deinem Leben?

Das wir alles gemeinsam so gut überstanden haben, und es uns so zusammengeschweißt hat. Den Zusammenhalt spürt man einfach noch mehr als vorher. Ansonsten natürlich, dass wir alle gesund sind. 

Wo siehst du dich nächstes Jahr um diese Zeit?

Hoffentlich immer noch am gleichen Ort, im gleichen Job mit einem tollen Sommer und Herbst hinter mir. Vielleicht mit etwas weniger Trubel und Veränderung und dafür mehr Zeit zum Genießen. 😉 

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Bis in zehn Jahren würde ich wieder etwas mehr arbeiten wollen. Der Job Social-Media-Spezialistin und Grafikerin macht mir aber so Spaß, dass ich dort keine Veränderung suche. Vielleicht noch mit einer Berghütte irgendwo in den Schweizer Alpen oder am Meer 😉  

Liebe Kai-Marie, vielen Dank für deine Antworten und den Einblick in euer Familienleben. Wir hoffen, dass ihr bald zu eurem Südfrankreich-Urlaub kommt und wünschen euch alles Gute!

Du willst unsere „Mom der Woche“ werden? Dann melde dich einfach bei uns unter info(at)mamiful.de Wir freuen uns auf dich und deine Geschichte.

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Fotos: privat

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