Brügge stand schon ewig auf unserer Reisewunschliste. Klar also, dass wir nicht lang nachdenken mussten, als meine Eltern fragten, ob wir den Geburtstag meiner Mutter mit ihnen in Brügge feiern würden. Ein klein wenig Respekt hatte ich jedoch schon vor der Reise. Ein City-Trip nach Brügge mit quirligem Kleinkind? Das versprach auch etwas anstrengend zu werden, zumal unser Sohn nicht mehr gern im Buggy sitzt.
Und was soll ich sagen? Es war wunderschön! Brügge ist klein genug, um alles entspannt abzulaufen, sich treiben zu lassen und nicht das Gefühl zu haben, man müsse noch zig Sehenswürdigkeiten abklappern. Und doch groß genug für eine große Portion Inspiration und viele „Oh, wie schön“-Momente. Zum Glück hatten wir uns kurz vor der Reise einen Bollerwagen zugelegt, den unser Sohn sehr liebt. So saß er dann oft stolz drin, hat die vielen Pferdekutschen bestaunt und mittags sogar ein Stündchen drin geschlummert.
Brügge wird mit seinen vielen Kanälen auch „Venedig des Nordens“ genannt. Eine Grachtenfahrt ist hier eigentlich ein Muss. Das hätte sich mit Kleinkind auch wunderbar angeboten – nur leider kam uns Corona dazwischen. Belgien hatte im Juli – wenige Tage vor unserer Anreise – die Vorsichtsmaßnahmen im Land erhöht. Auf allen Straßen und öffentlichen Plätzen galt Maskenpflicht. Aus diesem Grund wollten wir uns nicht mit 50 Touris in ein Ausflugsboot zwängen und haben die Boote lieber von oben betrachtet. Sollten wir noch einmal wiederkommen, steht eine Grachtenfahrt definitiv auf unserer To-Do-Liste.
Stattdessen sind wir Kutsche gefahren. Für 55 Euro pro halbstündige Fahrt kein Schnäppchen, aber für Jonahs leuchtende Augen war es uns den Spaß wert. Seine allererste Kutschfahrt! Er hat noch Tage später davon gebrabbelt.
Brügge hat viele malerische Gassen und altehrwürdige Kirchen. Und wenn sich wieder eine Kutsche mit Hufgeklapper auf dem Kopfsteinpflaster ankündigt, fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt. Kein Wunder, dass die UNESCO Brügge zum Weltkulturerbe ernannt hat. Genauso gibt es in der Stadt jedoch auch zig coole Kunstgalerien, Design-Shops und Bars. Brügge ist bekannt für seine exzellente Restaurantszene – mit Kleinkind haben wir uns aber gegen Fine Dining entschieden. Dafür gibt es eine Menge hübscher Plätze, auf denen man abends lange in den vielen Cafés und Restaurants sitzen kann. Besonders gut gefallen haben uns die Plätze Walplein (s. Foto oben), Huidenvettersplein und Wijngaardplein. Auf dem Wijngaardplein haben wir bei Maximiliaan van Oostenrijk gegessen. Mit Blick auf die Pferdekutschen, die hier Pause machen und die Schwäne, die auf dem Minnewater-See ihre Kreise ziehen. Lecker, faire Preise und kinderfreundlich.
Nachmittags haben wir einen Stopp in Brügges Traditionsbrauerei De Halve Maan gemacht, schließlich ist Brügge (wie Belgien allgemein) für sein Bier berühmt. Wer mag, kann eine Führung durch die Brauerei und das dazugehörige Museum buchen. Oder sich einfach im Innenhof das Stadtbier Brugse Zot (sehr lecker!) schmecken lassen. Fürs Kind haben wir ein Eis bestellt – und eine Dame Blanche bekommen: drei Kugeln Vanilleeis, Sahne und Schokosoße. Klar, dass Mama, Papa, Omi und Opa davon was abbekommen haben! Ebenfalls nett zum Bier trinken: die 2Be Bar direkt am Wasser mit Blick auf den malerischen Rozenhoedkaai.
Das Gute an einem Familienurlaub mit Omi und Opa: Muddi und Vaddi haben zwischendurch Zeit, einfach mal allein durch die Stadt zu schlendern und zu shoppen. Hübsche Shops: Dille und Kamille, Blaise Boutique, Casa oder Twice as Nice. Und zum Abschluss? Natürlich ein Besuch in einem der vielen Schokoladengeschäfte, denn in Brügge gibt es nicht nur unzählige Biersorten, Waffeln (unbedingt bei „Chez Albert“ essen!) und Fritten, sondern vor allem auch: Schokolade! Bei etwas älteren Kindern sind bestimmt auch Besuche im Schokoladenmuseum oder Pommes-Frites-Museum der Hit.
Gewohnt haben wir im Grand Hotel Casselbergh, was sehr zentral gelegen ist. Der Grote Markt mit den Pferdekutschen und dem berühmten Belfried-Turm (wer „Brügge sehen und sterben“ gesehen hat, weiß was ich meine) ist quasi um die Ecke. Kein Interior-Highlight, aber die Zimmer bieten ausreichend Platz für Babybett und Spielsachen und kosten nur um die 120 Euro pro Nacht. Für Brügger Verhältnisse völlig in Ordnung, denn Brügge ist eigentlich ein eher teures Pflaster. Wer es etwas stylisher mag: Beim Bummeln durch die Altstadt haben wir noch das Boutique-Hotel Sablon und seinen wunderschön begrünten Innenhof entdeckt. Auch eine Überlegung wert, zumal es strategisch günstig zwischen Brügges Haupteinkaufsstraßen gelegen ist.
Wenn unser kleiner Mann nicht im Bollerwagen saß, ist er brav neben uns her gestiefelt oder war bei einem von uns auf dem Arm. Perfekt zum Auspowern und überschüssige Energie loswerden: der Königin-Astrid-Park mitten in der Stadt. Mit schattigem Pavillon, Teich und Kletterspielplatz.
Ebenfalls ein Muss, wenn ihr Brügge mit Kleinkind besucht: ans Meer fahren. Denn die Nordseeküste ist nur 20 Autominuten entfernt. Wir haben einen Abstecher in den Küstenort De Haan gemacht. Dort ist der Strand sehr breit, mit Prielen, in denen die Kleinsten geschützt planschen können. Beach-Clubs und Strandpromenade mit Eisdiele, Shops und Restaurants machen den Ausflug perfekt.
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