Nicole Hansen kenne ich aus der Kita, denn ihre Tochter Millie und mein Sohn Jonah gehen in die gleiche Gruppe. Ich fand Nicci auf den ersten Blick irre sympathisch und interessant. Und als ich dann auch noch checkte, dass sie die Besitzerin des coolen Hamburger Shops Frau Hansen ist, war es natürlich um mich geschehen. 😉 Nicole Hansen ist gelernte Werbekauffrau und arbeitet, wie sie selbst sagt „selbst und ständig“. Und wenn sie doch mal Zeit hat, liebt sie Ausflüge mit ihrer kleinen Familie, fotografieren, Interior und Essen gehen. Im Interview verrät Nicci, die eine Zeit lang mit Clueso zusammen gearbeitet hat, wie es zur Eröffnung ihres eigenen Shops kam, was ihre happy Places an der Ostsee und auf Mallorca sind und welches spannende Projekt ab Herbst bei ihr ansteht. Schön, dass du dabei bist, Nicci!
Erzähl mal, wann hast du Frau Hansen eröffnet?
Im April 2014.
Wie kam es dazu, und was hast du vorher gemacht?
Nach meiner Ausbildung zur Werbekauffrau habe ich mich direkt selbständig gemacht und war beruflich viel unterwegs. Die meiste Zeit des Jahres habe ich aus dem Koffer gelebt. Bevor ich 2012 nach Hamburg gezogen bin, habe ich zwei Jahre in Erfurt gelebt. Ich habe dort im Zughafen – damals die Base von Singer & Songwriter Clueso – gearbeitet. Wenn wir mit dem Tourbus quer durchs ganze Land unterwegs waren, habe ich in der Zeit zwar auch wieder aus dem Koffer (oder eher aus dem Rucksack) gelebt. Aber wenn es keine Konzerte gab, habe ich viel Zeit in Erfurt verbracht und dieses Gefühl von Ankommen hat mir wahnsinnig gut gefallen. Der Gedanke, meine selbständige Tätigkeit von immer dem gleichen Ort aus zu führen, ließ mein Herz höher hüpfen. Ein Faible für schöne Dinge hatte ich schon immer, weshalb sehr schnell klar war, dass ich gerne meinen eigenen Laden hätte. Jeden Morgen die eigene Ladentür aufschließen. Nicht mehr aus dem Koffer leben, sondern endlich ankommen – das war eine traumhafte Vorstellung. Da mich in Erfurt alle „Frau Hansen“ nannten, war der Name meines zukünftigen Ladens auch schnell klar. 2014 eröffnete ich meinen Laden dann endlich – allerdings nicht in Erfurt, sondern in Hamburg. Von der Miete des Ladenlokals bis zur Eröffnung vergingen nur zwei Monate. Das ist echt knackig, aber das Konzept hatte sich über Monate hinweg in meinem Kopf geformt, so dass ich ganz genau wusste was und wie „Frau Hansen“ sein sollte. Das ist jetzt neun Jahre her. Wow … wie die Zeit vergeht, wenn man keine Zeit mehr hat!
Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
Einen typischen Tagesablauf gibt es nicht. Mein Mann und ich wechseln uns täglich damit ab, unsere Tochter zur Kita zu bringen. Wenn ich dran bin, versuche ich bis 9 Uhr in der Kita zu sein. Klappt mal gut und mal weniger gut. Mein Arbeitstag startet meist erst um 10 Uhr, ich habe also eine Stunde Zeit, um zum Beispiel eine Sporteinheit einzulegen. Oder ich fahre gern schon früher zum Store, um in Ruhe Content für Social Media zu drehen, umzudekorieren oder Schaufenster zu gestalten. Wenn ich keine Store-Schicht habe, lege ich mir Order-Termine oder Team-Meetings gerne auf den Vormittag oder mache Homeoffice. Seit ich Mama bin, versuche ich nur noch halbtags im Store zu arbeiten, damit ich nachmittags frei und Zeit für mein Kind habe. Aber auch hier wechseln mein Mann und ich uns je nach Terminkalender ab. Wir halten das sehr flexibel. Wenn mein Mann den Kita-Pick-up übernimmt, habe ich nachmittags Zeit für alles was liegen geblieben ist. Zum Beispiel Marketingkonzepte, Statistiken, Bewerbungsgespräche, Calls, Social Media, Einkauf neuer Ware, designen von neuen eigenen Produkten, Bildbearbeitung, Produkttexte schreiben … die Liste ist unendlich lang. Zum Abendessen bin ich aber spätestens zu Hause, und da bleibe ich für den Rest des Tages auch am liebsten. Es sei denn, wir gehen zum Familienitaliener um die Ecke. Das liebe ich.
Wie schaffst du dir kleine Entspannungsinseln im Alltag?
Wenn mein Mann unsere Tochter in die Kita bringt, genieße ich es einfach schon, dass ich ganz entspannt in den Tag starten kann. Mich morgens einfach nur um mich kümmern zu müssen, ist für mich schon die halbe Miete, um wieder etwas Energie zu sammeln. Mit Kaffee im Bett fange ich dann langsam an, die ersten Mails zu checken und feiere es ab, dass ich im Schlafanzug arbeiten kann. Und wenn ich im Pyjama-Office bin, kann es auch mal passieren, dass ich in der „Mittagspause“ eine Serie gucke. Dass ich dann dafür abends länger arbeiten muss, blende ich meist aus. Regelmässige Massagen bei meiner Lieblingsmasseurin und Facials bei meiner Lieblingskosmetikerin heben meine Stimmung auch extrem. Lunch-Dates mit meinem Mann versuche ich auch oft in den Tag einzubauen. Das ist quasi die einzige Zeit in der wir uns richtig unterhalten können.
Was gab es bei euch heute Morgen zum Frühstück?
Naturjoghurt mit Nussmus, Porrdige, Obst und Nüssen.
Was gibt es zu essen, wenn ihr keine Lust habt, zu kochen?
Dann gehen wir zu unserem Lieblingsitaliener. Die sind extrem kinderfreundlich. Unsere Tochter bemalt dort gern die ganze Straße mit Kreide, die sie dort für sie bereit halten.
Was steht in diesem Moment ganz oben auf deiner To-Do-Liste?
Wenn du einen Laden hast, lebst du beruflich antizyklisch. Ich überlege mir gerade die Produkte, die in der Weihnachtszeit bei Frau Hansen in den Regalen stehen sollen.
Wovon brauchst du gerade eine Pause?
Mein erster Gedanke: Von allem. Oh weh. Lautstärke bringt mich gerade extrem an meine Grenzen.
Welche Herausforderung hast du zuletzt gemeistert?
Ich bringe meiner Tochter gerade bei Fahrrad zu fahren. Im echten Straßenverkehr, mit echten Autos und Fußgängern. Wir fahren morgens zur Kita und nachmittags zurück. Ich hab noch nie solche Angst gehabt!
Welchen SOS-Tipp hast du für Mamis in einer Stresssituation?
Den hätte ich selbst gern. Selbst nach fast fünf Jahren Mamasein habe ich das Gefühl, den Dreh immer noch nicht raus zu haben. Was ich aber gelernt habe: Manchmal kann man einfach nix machen. Da hilft es nur erstmal irgendwie aus der Situation raus zu gehen und Dinge später zu klären. Und die Frage: „Muss ich das jetzt wirklich durchdrücken? Warum eigentlich gerade ein ‚Nein‘?“ stelle ich mir oft. Choose your Battles!
Wann hast du zuletzt etwas Neues gemacht oder gelernt?
Ich habe zu Beginn des Jahres meine Ernährung komplett umgestellt. Vom Pizza-Lover zum Low-Carb-Gesundi. Richtig gesund und bewusst zu essen ist für mich absolut neu, und ich bin begeistert, wie gut sich das anfühlt.
Wofür hättest du gern mehr Zeit?
Für mein Kind, für mich, die kleinen Dinge, reisen, entspannen, endlich mal auf WhatsApp-Nachrichten antworten, Freundinnen anrufen, kreativ sein, malen.
Welchen Podcast hörst du regelmäßig?
KaulitzHills, Feel the News, Maison Journelles.
Wie bleibt man glücklich – nicht nur als Eltern, sondern auch als Paar?
Zusammen kann man nur glücklich sein, wenn es einem selbst gut geht. Wenn kein Frust da ist. Gerade als Eltern von kleinen Kindern ist es natürlich schwieriger, was das angeht – da ist man ja regelmäßig frustriert! Viel reden und Aufgaben gerecht verteilen, damit kein Frust entsteht. Nicht aufhören, Gedanken miteinander zu teilen. Zeit zu zweit frei schaufeln.
Wie hast du deinen Mann kennengelernt ?
Wir haben uns über gemeinsame Freunde auf einer Party kennengelernt. Haben uns dann am nächsten Tag in Katerstimmung verabredet, alle Teile von „Stirb langsam“ zu gucken. Entspannter kann ein erstes Date ja wohl nicht sein.
Was würdest du gerne besser können?
Kommunizieren. Ich finde es so anstrengend. Kritik annehmen, da bin ich leider gar nicht gut drin. Außerdem würde ich es toll finden, musikalischer zu sein. Da ging das Talent leider an mir vorüber. Dabei würde ich so gern mal wissen, wie es ist auf einer Bühne zu stehen und Adele zu sein.
Welche Werte möchtest du deinem Kind gern vermitteln?
Ehrlichkeit, Achtsamkeit, Hilfsbereitschaft, Konfliktfähigkeit, Offenheit. Ich wünsche mir, dass sie diese furchtlose, wilde, herzliche und selbstbewusste Art, die sie hat, beibehalten kann, sich traut für sich einzustehen und an sich glaubt.
Einer deiner Lieblingsplätze, den andere Mamis unbedingt sehen sollten?
Mit Kind: die Rollschuhbahn in Planten un Blomen mit Gastro und Steg am Wasser nebenan. Oder unser Happy Place: der Ostseestrand von Scharbeutz. Nur eine Stunde Fahrt von Hamburg aus.
Ohne Kind: Mini-Auszeit im Inturotel Cala Esmeralda auf Mallorca. Die Bucht mit Beach Club gegenüber ist ein Traum.
Wohin möchtest du als nächstes reisen? Und wohin mal ganz allein?
Eine Freundin hat mich gerade gefragt, ob ich sie auf eine Delphin-Reise begleiten möchte. Man wohnt eine Woche auf einem Boot und schwimmt tagsüber mit freilebenden Delphinen im Meer.
Der Gedanke auch mal ganz alleine zu verreisen, ist bei mir erst dieses Jahr aufgekommen. Dabei geht es in erster Linie darum, sich einfach mal nur um sich selbst und sonst niemanden zu kümmern. Und weil ich das am besten kann, wenn ich absolut nichts tun muss (also auch kein Sightseeing), ist der Ort fast egal. Hauptsache richtig viel Zeit zum Schlafen, entspannen, lesen usw. Das kann ein Retreat in den Bergen sein, aber auch ein privater Rooftop auf Mallorca.
Was ist gerade das Beste an deinem Leben?
Meine kleine Familie. Ich liebe die Zeit zu dritt. Ich bin dankbar, dass ich als Selbständige meine Zeit selbst einteilen kann. Das macht vieles leichter. So können wir auch einfach mal ausbrechen und spontan wegfahren, wenn wir das Gefühl haben, das zu brauchen.
Auf was freust du dich gerade am meisten?
Auf einen schönen Sommer mit guten Momenten. Im Herbst fangen wir an ein Haus zu bauen. Die Vorfreude ist groß, auch wenn die Realistin in mir weiß, dass es der Horror wird. Aber danach wird’s umso schöner sein. Ich kann’s kaum erwarten!
Liebe Nicci, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast! Ich freue mich schon, auf unser nächsten After-Kita-Fun im Planten un Blomen.