5 Minuten, nachdem dieses Foto entstand, habe ich – mal wieder – den Glauben an die Menschheit verloren. Und ihn 10 Minuten später wieder gefunden. Aber der Reihe nach.
Wir sind gerade auf Norderney und haben eine tolle Zeit in einem schönen Hotel. Nach dem Frühstück gestern geht mein Mann ins Apartment, weil er eine Telko hat. Ich gehe mit den Kindern auf die große Hotel-Terrasse (auf der nur zwei Tische besetzt sind, das Frühstück wird drinnen serviert) und trinke eine Tasse Tee. Meine Kinder (4 und 1) sind fröhlich. Der Große düst herum, die Kleine krakeelt vom Sofa aus. Mit dabei ein dreijähriger Hotelgast, dessen Eltern entspannt von drinnen zuschauen. Als es zu laut wird, ermahne ich meinen Sohn. Ansonsten habe ich nicht das Gefühl, dass wir jemanden stören, da es auf der Terrasse wie gesagt recht leer ist.
Plötzlich dreht sich der Mann drei Tische weiter um. Business-Mann, mit AirPods & Laptop. Motzt, es würde auf der Insel genug Spielplätze geben. Meine Kinder seien zu laut, er könne nicht arbeiten und überhaupt sei das hier alles unmöglich.
Hätte er freundlich um etwas Ruhe gebeten – völlig ok. Aber so bin ich so vor den Kopf gestoßen, dass ich mit meinen Kindern sang- und klanglos das Feld räume.
In der Lobby holt mich eine Frau ein, die ebenfalls draußen war und sagt: „Sie lassen sich nicht allen Ernstes vertreiben. Soll der doch woanders arbeiten. Ihre Kinder haben meinem Mann und mir beim Frühstück so viel Freude gemacht. Bitte lassen Sie sich nicht den Tag vermiesen.“ Ich erwäge kurzfristig loszuheulen und ihr um den Hals zu fallen. Stattdessen sage ich, wie gut mir ihre Worte tun. Und gehe ein Stück gestärkter ins Apartment zurück.
Ganz ehrlich, Leute: Hätte mein Mann da gesessen mit den Kindern – er wäre nicht so angeraunzt worden.
Aber es sind ständig wir Mütter. Die abwertende Blicke und fiese Sprüche bekommen. Die ungefragt belehrt werden, weil es so viele angeblich besser wissen und meinen sich einmischen zu müssen.
Aber es sind auch ständig wir Mütter, die aus heiterem Himmel so liebe Worte hören, wie die von dieser Frau heute. Und dafür sorgen, dass wir weiter an das Gute im Menschen glauben. Danke dafür.
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