Mom der Woche

Katrin Leichsenring von Familie auf Weltreise

25. Oktober 2023
Katrin Leichsenbrink Familie auf Weltreise

Diese Woche ist Katrin Leichsenring unsere Mom der Woche. Die 39-Jährige ist gelernte Physiotherapeutin und Fitnesstrainerin und vor allem durch ihren Blog Familie auf Weltreise vielen hier gut bekannt. Denn Katrin, ihr Mann Stefan und ihre drei Kinder (mittlerweile 16, 14 und 10) haben tatsächlich das gemacht, von dem viele nur zu träumen wagen: Sie sind 2016 aus Deutschland ausgewandert und seitdem auf Reisen. Oder sagen wir: fast. Seit zwei Jahren lebt die Familie auf Zypern, wo sie sich sehr wohl fühlen. Reisen tun sie natürlich trotzdem noch ausgiebig und gern – zuletzt nach Jordanien. Nach Deutschland zurückkehren will Katrin Leichsenring erst einmal nicht. Im Interview erzählt die Dreifach-Mama von ihrem Leben auf Weltreise, wie sie ihre Kinder von der Schulpflicht befreit haben, weshalb sie gerade auf Zypern sesshaft geworden sind und ob sie sich vorstellen kann, nach Deutschland zurückzukehren.

Wo erwische ich dich gerade?

Katrin Leichsenring: In unserem Haus in Zypern. Draußen ist es 30 Grad heiß, und ich halte mich bei den Temperaturen gerne im Schatten auf!

Ihr lebt fest in Zypern, richtig?

Ja, wir leben hier seit zwei Jahren und fühlen uns sehr wohl. Das ist unsere Base. Früher waren wir alle drei Wochen woanders. Wir haben eigentlich nur aus dem Koffer gelebt und waren wie digitale Nomaden unterwegs. Aber jetzt, wo die Kinder im Teenager-Alter sind, brauchen sie eine feste Base und äußern das auch deutlich. Deswegen haben wir uns entschieden, dass Zypern aktuell unser Hauptwohnort ist. Hier haben die Kinder ihre eigenen Zimmer, ihren eigenen Rückzugsort. Sie waren hier auf einer Schule (mittlerweile sind sie auf einer Online-Schule) haben hier Freunde und Hobbies. Deswegen reisen wir jetzt von Zypern aus sternförmig in die ganze, weite Welt.

Ihr habt 2015 den Entschluss gefasst, mit euren Kindern auf Weltreise zu gehen. Wie kam es dazu?

Mein Mann hat sehr viel gearbeitet. Er hat die ersten Schritte seiner Kinder nicht gesehen (vor allem bei unserem Ältesten), den ersten Zahn nicht mitbekommen. Er war so viel unterwegs, von früh morgens bis spät abends, dass ich gesagt habe: „Moment, hier läuft doch irgendetwas schief“. Und dann haben wir uns ausgetauscht und festgestellt, dass diese Zeit, in der die Kinder klein sind, nie mehr wiederkommt. Und wir können sie auch nicht aufholen, wenn sie später größer sind. Was weg ist, ist weg. Und wir wussten: Wir müssen das unbedingt jetzt leben. Als Familie. Jetzt, zusammen, 24/7. Das ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Und deswegen haben wir gesagt: Wir wollen ein Jahr auf Weltreise gehen. Dementsprechend haben wir auch alle Vorbereitungen getroffen und tatsächlich 24/7, 365 Tage im Jahr, Tag und Nacht zusammen verbracht. Und das war die beste Entscheidung überhaupt.

Wie lief dieses erste Jahr der Weltreise ab?

Wir sind low budget gereist und haben uns daher erst einmal nur im südostasiatischen Raum aufgehalten. Das war einfach günstiger. Wir sind mit einem One-Way-Ticket nach Bangkok geflogen. Von da aus ging es nach Vietnam, Laos, Kambodscha, Myanmar, Sri Lanka, Bali… Und dann später nach Japan, was ganz anders ist. Ein maximaler Unterschied zu allen restlichen Ländern.

Wann habt ihr den Entschluss gefasst: Wir wollen auch nach diesem ersten Jahr weiter reisen?

Sehr schnell. Ich glaube, das war schon nach den ersten drei Monaten. Da hat Stefan zu mir gesagt: „Dieses freie, selbstbestimmte Leben ist ein Segen“. Und er entschied, seinem Arbeitgeber zu sagen, dass er nicht zurückkommen wird. Und als er ihm die Nachricht schrieb, hatte ich erst einmal Panik, weil ich dachte: „Oh Gott, jetzt hat er seinen festen Job gekündigt!“

Könnt ihr denn beide gut von unterwegs aus arbeiten? Wie verdient ihr euren Lebensunterhalt?

Wir sind mit 40.000 Euro los gereist, was für ein Jahr reichen sollte. Das hat es auch. Trotzdem haben wir unterwegs festgestellt, dass dieser selbstbestimmte Lebensstil, bei dem man tun und lassen kann, was man möchte, auch bedeutet, online zu arbeiten. Einfach, um ortsunabhängig zu sein. Wir hätten Stefans Beruf digitalisieren können, haben uns dann aber für meinen entschieden. Ich arbeite online als Physiotherapeutin, was sich viele nicht vorstellen können. Ich arbeite aber auch nicht mehr direkt am Patienten wie früher, sondern habe einen Onlinekurs aufgebaut für Mütter, die nach der Schwangerschaft wieder zurück in Shape kommen wollen. Das ist ein 11-wöchiges Allround-Bootcamp, inklusive Ernährungspläne. Ich betreue meine Kundinnen wie im Personaltraining und weiche ihnen nicht von der Seite, bis sie mit ihrem Körper wieder zufrieden sind.

Grundsätzlich kann man sagen: Ich mache alles vor der Kamera und Stefan dahinter. Alles, was ich nicht kann, macht er. Ob Website erstellen, technische Tools, Analysen: Davon habe ich gar keine Ahnung und will mich da auch nicht reinfuchsen. Wir ergänzen uns da zum Glück ziemlich gut und können gut zusammen arbeiten.

Als ihr auf Weltreise gegangen seid, waren zwei eurer Kinder bereits in der Grundschule. Wie konntet ihr trotz Schulpflicht reisen?

Wir haben im ersten Reisejahr eine Schulbefreiung gehabt. Im zweiten Reisejahr haben wir sie noch einmal verlängert, was für die Schulbehörde okay war. Im dritten Reisejahr haben wir schließlich die Kinder von der Schule abgemeldet und die Plätze freigegeben. Somit waren die Kinder die ersten vier Jahre ohne Schule unterwegs und „Freilerner“. Dann haben wir Homeschooling versucht, was nicht so richtig geklappt hat. Wir sind schließlich die Eltern. Unsere Aufgabe ist es, den Kindern Liebe, Geborgenheit, ein Zuhause zu geben und ihnen Werte zu vermitteln. Aber wir sind keine Lehrer. Deswegen haben wir schließlich eine private Lehrerin engagiert. Und in Zypern waren die Kinder auf einer internationalen Schule. Mittlerweile sind sie in einer Online-Schule und können den Unterricht überall mit hinnehmen. Damit sind sie sehr glücklich, und es funktioniert wunderbar.

Wie häufig seid ihr noch in Deutschland?  

Zu Weihnachten auf jeden Fall. Das wünschen sich die Kinder sehr. Weihnachten bedeutet Oma und Opa. Weihnachten bedeutet Grau, verregnet, mit Glück ein bisschen Schnee (lacht). Wir haben Weihnachten auch schon in Thailand verbracht. Das war gar nicht unseres. Zur Hochzeit meines Bruders waren wir auch in Deutschland. Also immer, wenn Feste anstehen. Oder, wenn wir zum Beispiel über Frankfurt, Berlin oder Hamburg fliegen. Dann machen wir auch immer noch einen Abstecher bei der Familie.

Welche Orte haben euch bislang am Besten gefallen? Und gab es vielleicht auch einen, der euch überhaupt nicht zugesagt hat?

Mittlerweile waren wir in 43 Ländern, und jeder Ort ist einzigartig und schön. Aber wenn du die Kinder fragen würdest, würden sie Japan und Australien antworten. Japan ist einfach anders als alle asiatischen Länder. Wir sind sehr unvorbereitet nach Japan gereist und wurden total überrascht. Es ist sehr teuer dort, aber die Natur und Kultur sind einfach nur toll. Wir waren dort fünf Wochen mit einem Camper unterwegs und haben die großen Städte weitestgehend gemieden. In Australien haben wir neun Monate lang ein Haus gesittet (oder viel mehr den dazugehörigen Hund). Dort haben die Kinder Freunde und neue Hobbies gefunden und perfekt Englisch sprechen gelernt. Es waren viele Meilensteine für sie und einfach eine sehr emotionale Zeit. Wir würden alle immer wieder nach Australien reisen. Ich kenne aber auch niemanden, dem es dort nicht gefällt!

Was war – abgesehen von Zypern – euer längster Stopp auf Reisen?

Wir sind am Anfang sehr schnell gereist und haben alle drei bis vier Wochen das Land gewechselt. Mit der Zeit wurde es immer langsamer, und wir waren zum Beispiel drei Monate lang in Thailand. Nach vier Jahren wurden die Kinder reisemüde: immer wieder Koffer packen, sich immer wieder von Freunden lösen. Also fragten wir sie, wo sie gen einen längeren Stopp machen würden, um sich zu erholen. Und alle drei sagten wie aus der Pistole geschossen: Australien! Das haben wir dann auch umgesetzt und waren neun Monate dort. Das war die längste Zeit, die wir an einem Ort waren.

Wie kam es, dass ihr ausgerechnet auf Zypern sesshaft wurdet?

Wir haben die Pandemie in Zypern ausgesessen (lacht). Aber das war nicht der Plan. Eigentlich wollten wir mit einem riesigen Wohnmobil durch Europa reisen. Und dann kam die Pandemie. Also haben wir das Wohnmobil auf dem Hof von Stefans Eltern geparkt und dachten uns: Gut, dann gehen wir irgendwo anders hin, wo wir es gemütlich haben. Zypern kannten wir schon und sind dorthin gegangen. Eigentlich hatten wir nur geplant, sechs Monate zu bleiben. Jetzt sind es schon zwei Jahre. Zwischendurch haben wir immer mal wieder mit dem Wohnmobil eine Rundreise gemacht. Zum Beispiel durch England, Wales und Schottland, Italien und zuletzt Skandinavien. Dort haben wir festgestellt, dass das Wohnmobil einfach zu groß ist und haben es vor drei Wochen verkauft.

Was sind eure Top-3-Tipps fürs Reisen mit Kindern?

1. Dem Wetter hinterher reisen: Du brauchst weniger Klamotten, weniger Gepäck und kannst den ganzen Tag in Flip Flops und Badesachen rumlaufen.

2. Sei dort, wo andere Kinder sind und connecte dich mit anderen Familien. Sehr wichtig fürs Entspannungslevel der Eltern! Da gibt es bei Facebook auch viele Gruppen, wo man gucken kann, wo die Langzeitreisenden mit Kindern gerade sind.

3. Reise antizyklisch. Das erfordert etwas mehr Recherche, entspannt aber ungemein, wenn man sich nicht mit Hunderten anderer Touristen die Pyramiden ansehen muss.

Vermisst ihr eure Freunde und Familie in Deutschland?

Unsere Kinder haben in Deutschland keine Freunde, da sie viel zu jung waren, als wir los gereist sind. Aber Oma, Opa, Tanten und Onkel vermissen sie schon. Aber die meisten Freunde sind einfach jetzt hier auf Zypern. Weil wir hier auch am längsten waren und durch die Pandemie einen sehr langen Stopp hatten. Stefan und ich haben noch Freunde in Deutschland, die auf uns warten und uns auch besuchen kommen. Und natürlich halten wir Kontakt per WhatsApp, Facetime, Zoom…

Welches Ziel steht als nächstes auf eurer Liste?

Ganz unspektakulär wird es jetzt erst einmal Südspanien werden im Januar und Februar. Dort gibt es eine Wakeboard-Anlage und eine riesige Pferde-Ranch. Das sind zwei Dinge, die für unsere Kinder wichtig sind: Reiten und Wakeboarden. Das gibt es beides auf Zypern nicht. Im März fahren wir Ski in Österreich. Und danach ist alles offen. In Südamerika waren wir noch gar nicht. Aber auch USA ist ganz weit oben auf der Bucket-List.

Habt ihr in Deutschland alle Zelte abgebrochen?

Ja. Anfangs hatten wir unser Haus in Deutschland vermietet, weil wir nicht wussten, ob wir wieder kommen. Schließlich haben wir unser Haus, unsere Möbel und unser Auto verkauft. Ich glaube, wir haben jetzt noch einen Karton mit einigen Unterlagen auf dem Dachboden bei Stefans Eltern. Sonst haben wir nichts mehr. Das hat uns total befreit. Denn wenn du Besitz hast, besitzt der im Grunde dich. Wir haben auf der Reise gemerkt, dass dieses minimalistische Leben uns sehr gut tut. Mittlerweile sind hier in Zypern wieder einige Dinge dazu gekommen. Aber sobald wir reisen, sind wir wieder minimalistisch unterwegs.

Könnt ihr euch vorstellen, nach Deutschland zurückzukehren?

Irgendwann ja, aktuell nicht.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?

Marie, unsere 14-Jährige, wird bestimmt irgendwo für ein Jahr als Au-Pair arbeiten. Vielleicht sogar zwei Jahre. Die wird in fünf Jahren sicherlich nicht mehr bei uns wohnen. Unser 19-jähriger Sohn Julien wird vielleicht in den USA sein. Der ist großer Amerika-Fan, nachdem er mit seinem Vater einen fünfwöchigen Roadtrip gemacht hat. Und unsere zehnjährige Matilda wird in fünf Jahren sicherlich noch bei uns sein. Irgendwo, wo Pferde sind, vermute ich. Vielleicht sind wir dann in Spanien oder bleiben auf Zypern. Ich habe absolut keine Ahnung. Und das ist auch okay. Alles darf sein. Alles darf kommen. Wir sind empfänglich für alles.

Vielen Dank, liebe Katrin, für das spannende Interview! Alles Liebe weiterhin auf eurem Abenteuer!

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