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Schwanger in Corona-Zeiten

7. April 2021
Schwanger in Corona-Zeiten

Als ich Anfang September 2020 meinen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt, hätte ich nie gedacht, dass wir uns sieben Monate später schon wieder (oder besser gesagt noch immer) im Lockdown befinden würden. Aber wir tun es. Schwanger in Corona-Zeiten zu sein, ist – das sollte ich schnell lernen – eine Herausforderung der ganz besonderen Art.

Ich hatte auf Mamiful ja schon einmal meine Gründe erzählt, weshalb ich spät Mama geworden bin. Umso mehr konnten wir unser Glück kaum fassen, als es tatsächlich zum zweiten Mal klappte. Nicht auf natürlichem Weg. Wir mussten wieder nachhelfen, gaben uns einen einzigen Versuch – und der klappte. Ich war schwanger, erwartete nach unserem Sohn jetzt eine Tochter und war rundum happy. Zumal die Corona-Situation Ende August / Anfang September in Deutschland gerade sehr entspannt war.

Doch dann ging ein Lockdown in den nächsten über

Spätestens ab Oktober war jedoch klar: Diese Schwangerschaft wird kein Spaziergang. Johanna hatte vor über einem Jahr(!) bereits eine Geburt in Corona-Zeiten erlebt. Nun blüht mir das gleiche Schicksal. Gut, vielleicht nicht ganz. Die Ärzte und Hebammen in den Krankenhäusern haben mittlerweile eine Art Routine in der Pandemie entwickelt. Die Impfungen schreiten voran, es gibt ein kleines, helles Licht am Ende des Tunnels. Und doch: Auch bei uns werden die Geburt und die Tage danach anders sein als bei unserem ersten Kind. Mein Mann darf zwar bei der Geburt dabei sein – allerdings erst dann in den Kreißsaal kommen, wenn die Wehen eine gewisse Intensität erreicht haben. Was genau damit gemeint ist? Keine Ahnung. Immerhin darf ich unter den Wehen die Maske im Kreißsaal abnehmen.

Nach der Geburt muss er sich entscheiden: Kommt er mit ins Familienzimmer? Dann darf er die Station für den Rest unseres Aufenthaltes nicht mehr verlassen. Fährt er nach der Geburt nach Hause? Dann darf er mich und das Baby einmal täglich für eine Stunde besuchen. Unser dreijähriger Sohn darf gar nicht zu Besuch ins Krankenhaus kommen. Wahrscheinlich werden wir uns also dafür entscheiden, dass mein Mann wieder nach Hause fährt und sich gemeinsam mit den Großeltern um den „Großen“ kümmert, denn für den wird die Situation komisch genug.

Schwanger in Corona-Zeiten

Schwanger in Corona-Zeiten sein bedeutet, sich doppelt so viel zu sorgen

Ein kuscheliges gemeinsames Ankommen zu dritt – oder zu viert – wird es also im Krankenhaus nicht geben. Und auch sonst ist meine zweite Schwangerschaft so anders als die davor. Schwanger in Corona-Zeiten heißt, super vorsichtig zu sein. Auch, wenn es dadurch nur noch anstrengender wird. Vor allem, wenn man schon ein quirliges Kleinkind zu Hause hat. Unser Sohn geht seit Dezember nicht mehr in die Kita, um unser Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Da mein Mann glücklicherweise gut zu tun hat (als Selbstständiger während der Pandemie keine Selbstverständlichkeit), kümmere ich mich die meiste Zeit um unser Kind. Was mit zunehmend dickem Bauch auch zunehmend schwieriger wird. Manchmal bin ich bereits nachmittags so platt, dass ich auf dem Sofa einschlafe, obwohl mein Sohn lautstark im Wohnzimmer spielt. Meine vergangenen Bauch-Operationen sorgen regelmäßig für Zwicken und Schmerzen. Ich mache mir die ganz normalen Sorgen einer jeden Schwangeren rund um Babys Gesundheit und Geburt. Und vor allem auch, wie mein Sohn mit der neuen Mitbewohnerin umgehen wird, denn seit dem Lockdown genießt er exklusive 24/7-Mama-Papa-Zeit und ist entsprechend anhänglich. Und zu diesem Gedankenkarussell gesellt sich nun auch noch diese abstrakte Corona-Angst.

Außer unsere Eltern und meine Schwester mit Familie treffen wir seit Monaten niemanden – und wenn, dann nur auf dem Spielplatz mit Abstand und FFP2-Maske. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir zuletzt Besuch von Freunden hatten. Unsere Babysitterin haben wir nach sechs Monaten nur deshalb wieder gebucht, weil sie als Krankenschwester bereits geimpft wurde. Und meine Schwiegereltern haben wir Ostern das erste Mal seit sechs Monaten wieder gesehen – Schnelltests sei Dank.

Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf

Über allem schwebt die Angst, mich anzustecken. Denn Schwangere – das weiß man heute – haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung und zählen daher zur Risikogruppe. Ein Artikel auf Spiegel.de hat das neulich eindrucksvoll verdeutlicht. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schwangere mit Covid-19 auf die Intensivstation verlegt oder sogar beatmet werden müssen höher als bei gleichaltrigen Nicht-Schwangeren. Auch steigen die Risiken von Frühgeburten, Thrombosen, Präeklampsien. Sogar Totgeburten und Hirnschäden bei Neugeborenen werden mit Covid-19 in Verbindung gebracht, auch wenn sie sehr selten sind. Hinzu kommt, dass Schwangere per se ein geschwächtes Immunsystem haben. Auch Kurzatmigkeit ist keine Seltenheit, da die Lunge ohnehin doppelte Arbeit leisten muss und der wachsende Bauch gegen das Zwerchfell drückt. Das erklärt auch, weshalb ich kaum Luft bekomme, wenn ich meine FFP2-Maske trage. Alles keine guten Voraussetzungen für eine Krankheit, die die Lungen befallen kann.

Schwanger in Corona-Zeiten hat aber auch seine guten Seiten

Und doch: Eine Schwangerschaft in Corona-Zeiten hat auch ihre guten Seiten. Zwar darf ich als Schwangere nicht geimpft werden. Dafür zum Glück zwei enge Kontaktpersonen. Unter anderem mein Mann wird nun also geimpft. Das ist beruhigend. Nicht nur, weil ich um seine Sicherheit besorgt war. Sondern auch, weil ich weiß, dass sich jemand um unseren Sohn kümmern kann, falls ich doch erkranken sollte.

Und: Ich kann mich abends beruhigt aufs Sofa fläzen und die Tage im Jogger verdödeln, wenn mir danach ist, weil ich draußen ja eh nichts verpasse. Ich verbringe aufgrund der geschlossenen Kitas so viel wertvolle Zeit mit meinem Sohn und habe diese kitafreien Tage sehr lieb gewonnen – so anstrengend sie manchmal auch sein mögen. Wir haben viele Ausflüge gemacht, morgens um 11 schon im Sonnenschein Eis gegessen, waren mehrere Tage bei den Großeltern und starten jeden Tag ganz entspannt ohne Kita-Stress. Unsere Familie unterstützt mich, wo sie kann. Meine Eltern, die sich jede Woche ein, zwei Tage um unseren Sohn kümmern, damit ich in Ruhe arbeiten kann. Meine Schwester, die mich regelmäßig zu sich in den Garten einlädt und meinem Sohn eine Geburtstagsfeier im kleinsten Kreis organisiert hat, so dass ich keine Arbeit hatte. Mein Mann, der immer wieder das Homeoffice unterbricht und mit unserem Sohn spielt, damit ich mich ausruhen kann. Meine Schwiegereltern in Dortmund, die uns über Ostern bewirtet und haben ausschlafen lassen.

Dazu muss man sagen, dass wir bereits Corona-Infektionen im Familienkreis hatten, die zum Glück relativ glimpflich verlaufen sind. Die Betroffenen sind jetzt hoffentlich erst einmal immun. Und meine Eltern und mein Schwiegervater sind zum Glück bereits geimpft. Trotzdem sind wir vorsichtig, testen uns lieber einmal mehr als zu wenig und können aufgrund der Kontaktbeschränkungen natürlich immer nur einzelne Personen aus der Familie treffen.

Bald ist es geschafft

Noch viereinhalb Wochen – dann ist es geschafft. Natürlich werde ich auch nach der Geburt vorsichtig sein. Aber dann ist diese große Sorge, mich in der Schwangerschaft anzustecken, zumindest nicht mehr da. Bis dahin versuche ich diese zweite und letzte Schwangerschaft noch zu genießen – so gut es eben geht in Corona-Zeiten.

Laura von Mamiful

Fotos: Markus Drühe

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