Mom der Woche

Maria Gerstenberg

19. März 2021
Maria Gerstenberg

Diese Woche ist Maria Gerstenberg unsere Mom der Woche. Die 36-Jährige ist alleinerziehend und lebt mit ihren beiden Töchtern (8 und 9 Jahre) und ihren zwei Katern im Odenwald. 2018 gründete die gelernte Werbe- und Mediengestalterin ihren eigenen Kinderbuchverlag. Wie sie sagt: „Ohne Vorschüsse, Budgets oder Lager – dafür aber mit jeder Menge Mut, Liebe und vor allen Dingen vielen Ideen.“ Im Mäuse Verlag ist Maria Gerstenberg für alles selbstverantwortlich: Texte, Illustrationen, Marketing, Vertrieb etc. Und das alles von zu Hause aus. Ihre Geschichten über Mut und den Glauben an sich selbst erfindet Maria gemeinsam mit ihren Töchtern – vor dem Schlafengehen, auf dem Weg zur Schule oder beim morgendlichen Kuscheln im Bett. Deswegen nennt sie ihren Verlag auch liebevoll „unser kleines Familienunternehmen“. Wie sie auf die Idee kam, ihren eigenen Verlag zu gründen, wofür sie ihren Töchtern dankbar ist und wie sie als Alleinerziehende Familie und Job wuppt, erzählt uns Maria Gerstenberg heute im Interview.

Wie kamst du auf die Idee, deinen eigenen Verlag zu gründen?

Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein. Mit der eigenen Idee zu einem anderen Verlag gehen, bedeutet auch Kompromisse zu schließen. Das wollte ich aber nicht. Gerade, weil unsere Geschichten so persönlich sind. Da möchte ich einfach die volle Kontrolle behalten und es so machen, wie wir es uns ausgedacht haben. Das war für mich einfach der einzige Weg, der sich richtig angefühlt hat, und ich bin froh darüber auf mein Bauchgefühl gehört zu haben.

Erzähl mal, wie genau lief das ab – von der Idee bis zur Gründung?

Die Idee zu unserer ersten Geschichte entstand vor dem Schlafengehen. In einer echt schwierigen Lebensphase. Ich hatte gerade meinen Job verloren in einer Stadt, in der ich erst ein paar Monate lebte. Eigentlich wie im Märchen: vom Aschenputtel zur Prinzessin. Bücher wollte ich schon immer schreiben, aber das waren eben Träume, die ich hatte. So richtig ernst genommen habe ich das Ganze erst, als ich immer wieder von außen an meine Idee erinnert wurde. Bis zum Schluss dachte ich, dass bleibt ein Traum. Aber das Universum hatte da einfach andere Pläne. Ich zog sozusagen mit einem Businessplan unter dem Arm in die Zukunft, um ihn auf meiner Reise noch einmal umzuschreiben. Kurzum: Ich bin meinem Herzen gefolgt. Das war nicht der sicherste und einfachste Weg, aber das Herz will, was es eben will.

Eine Auswahl des Sortiments aus dem Mäuse Verlag

Wie kommst du auf die Geschichten, die deine Bücher erzählen?

Ich erfinde die Geschichten gemeinsam mit meinen Kindern. Irgendwo zwischen dem ins Bett bringen oder für den Tag fertig machen. Manchmal entstehen Geschichten morgens beim gemeinsamen Kuscheln oder auf der Fahrt im Auto. Alle Texte und Illustrationen plane und bespreche ich mit meinen Kindern. Sie haben einen ganz anderen Blick auf die Dinge und die tollsten Ideen. Es ist ja schließlich auch ein kleines Familienunternehmen. Es sind unsere Ideen, Bücher und unser Verlag.

Was rätst du anderen Mamis, die sich selbständig machen und etwas gründen wollen?

Das muss man wirklich wollen. Denn einfach ist es nicht. Deshalb sind ein klares Ziel und Durchhaltevermögen das A und O. Früher habe ich 20 Stunden in der Woche gearbeitet. Das ist natürlich entspannter. Wenn man selbstständig ist, dann heißt das eben auch: SELBST und STÄNDIG. Für mich als alleinerziehende Mama bedeutet das aber auch, mehr Freiheiten zu haben, und ich bestimme wann ich etwas mache (ok, die Kinder auch). Aber ich muss mich vor niemandem rechtfertigen, gerade wenn die Kinder mal krank werden.

Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?

Ich würde sagen aktuell sehr untypisch. Zum Glück haben wir seit einer Woche wieder etwas mehr Struktur durch die Notbetreuung in der Schule. So arbeite ich wenigstens am Vormittag ein bisschen ungestört. Den restlichen Tag widme ich mich meinem Leben als Mama und Hausfrau. Meine Selbständigkeit kommt in den letzten Monaten einfach viel zu kurz und das nervt sehr. Gerade ist nichts normal. Aber wie immer, machen wir das Beste daraus.

Marias Kinder haben einen großen Anteil an den Ideen und der Umsetzung

Du bist alleinerziehend. Wie schaffst du den Spagat zwischen Familie & Job?

Andere würden wohl sagen, dass mein Tag 48 Stunden hat. Ich selbst sehe nicht, dass ich einen Spagat kann. Vielleicht schaffe ich einen kleinen Bocksprung. Alles in allem, und gerade im Moment, überlebe ich. Als Alleinerziehende ist es einfach super wichtig, achtsam zu sein und sich genügend Pausen einzubauen. Das lerne ich immer noch. Meistens, wenn es mal wieder zu spät ist. Ich kriege es irgendwie hin, aber dabei bleibt immer etwas auf der Strecke. Ich bin froh, wenn es nur die Wäsche ist, die sich stapelt. To-Do-Listen und eine gewisse Routine helfen mir manchmal. Aber ich muss immer flexibel sein und manchmal einfach hinnehmen, dass ich nicht am Gras ziehen kann, damit es schneller wächst.

Was steht in diesem Moment ganz oben auf deiner To-Do-Liste?

Ruhe bewahren und überleben. Ehrlich gesagt, stecke ich gerade mitten in einer Schreibblockade. So richtig weiß ich nicht, auf welches Projekt ich mich konzentrieren soll. Bei so wenig Zeit kann ich mich nur auf eine Sache konzentrieren. Wir haben zwar eine Idee für ein neues Kinderbuch, aber ich schreibe aktuell auch an einem Buch über meinen verstorbenen Großvater. Also würde ich sagen ganz oben steht Klarheit zu finden.

Wovon brauchst du gerade eine Pause?

Von Corona. Wie jeder andere auch. Mal so richtig den Kopf frei kriegen und durchatmen. Aktuell ist alles so ungewiss, und es fällt mir einfach schwer komplett abzuschalten.

Was war die größte Herausforderung, die du zuletzt gemeistert hast?

Unser letztes Kinderbuch, das wir im ersten Lockdown finanziert, geschrieben, illustriert und veröffentlicht haben. Übrigens, wenn ich wir schreibe, dann meine ich natürlich mich und meine Mäuse.

Welchen SOS-Tipp hast du für Mamis in einer Stresssituation?

Eine Reise nach Fiji oder der nächste Rastplatz. Kleiner Scherz – das sage ich immer, wenn ich total genervt von meinen Kindern bin. Ich glaube, es gibt nicht DEN Tipp für jede Mama. Ich denke, das ist einfach sehr individuell. Ich kann zum Beispiel hervorragend abschalten bei Trash-TV und beim Zocken an meiner Playstation. Wichtig ist es, sich regelmäßig Pausen einzubauen. Langfristig ist das die einzige Lösung. Dann gibt es auch kein SOS (oder zumindest nur ein Kleines).

Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?

Ich habe erst vor Kurzem zusammen mit einer anderen alleinerziehenden Mama meinen ersten Podcast gestartet. Ohne viel Ahnung von dem, was wir tun, aber viel Ahnung von dem, worüber wir sprechen. Wir wollen ein bisschen Krach machen und den Alleinerziehenden eine Stimme geben.

Welches Buch liegt zurzeit auf deinem Nachttisch?

Da stapeln sich einige. Unter anderem über Human Design. Finde ich gerade super spannend.

Fühlst du dich heute wohler als vor 15 Jahren?

Jetzt fühle ich mich alt. 15 Jahre!? Mit 20 war ich eine ganze andere Frau. Das kann ich kaum vergleichen. Wie zwei völlig verschiedene Menschen. Aber ob ich mich wohler fühle heute? Damals war es ein anderer Struggle, als der, den ich heute lebe. Gerade wenn ich mir überlege, über was ich mir damals Gedanken gemacht habe und über was ich mich heute sorge. Also wenn du fragst, ob ich tauschen würde, dann würde ich ganz klar sagen: NEIN. Aber die Figur hätte ich gern zurück.

Wofür bist du deinen Kindern dankbar?

Egal wie anstrengend ein Tag ist oder wie es in mir aussieht: Meine Kinder schenken mir immer ein Lächeln und die Kraft durchzuhalten. Sie geben meinem Leben einen tieferen Sinn. Gerade in der aktuellen Situation kommt es doch darauf an, den Zauber in den kleinen Dingen zu entdecken. Das können Kinder noch, was wir Erwachsene oft verlernt haben oder vor lauter Stress nicht sehen wollen. Sie haben mich zu einem besseren Menschen gemacht. Durch meine Kinder habe ich mich selbst wieder gefunden oder besser gesagt erst richtig kennengelernt.

Illustration für ein neues Buchprojekt

Einer deiner Lieblingsplätze, den andere Mamis unbedingt sehen sollten?

Keinen, den ich herzeigen werde. Mein Lieblingsplatz ist Zuhause in der Mitte liegend zwischen meinen Mäusen an einem Sonntagmorgen im Bett.

Wohin möchtest du als nächstes reisen, sobald es wieder geht? Und wohin mal ganz allein?

Wir drei träumen schon lang von einer Reise im Wohnwagen durch Norwegen. Das wäre ein großer Traum. Und allein? Zwei Wochen Fiji. Es reicht wahrscheinlich auch schon eine Woche in einer Berghütte. Mal so richtig abschalten vom Mama sein. Vom Wäsche machen und dem ganzen Mist, der gerade passiert.

An welchen Urlaub denkst du mit Wehmut zurück?

Mein erster Urlaub ganz allein. Es waren nur vier Tage am Meer. Aber es war unglaublich erholend. Als wäre ich sechs Wochen weggewesen. Ich hatte keinen Zeitdruck, niemand der etwas von mir wollte und ich habe wirklich mit niemanden gesprochen. Außer dem Kellner, der mich mit leckerem Essen versorgt hat. Ich hab stundenlang einfach nichts getan, um anschließend wieder nichts zu tun. Ich liebe das Meer und nirgends kann ich mehr abschalten als dort.

Was ist gerade das Beste an deinem Leben?

Da ich jetzt alle Streaming-Dienste durch habe, ist es aktuell meine alte Playstation. Lockdown-Lifegoals. Ich habe sie vor ein paar Wochen ausgegraben und wie früher, als ich noch keine Kinder hatte, gezockt. An den kinderfreien Wochenenden kann das schon mal eskalieren. Das ist gerade mein absoluter Lieblingsfeierabend. Ich weiß nicht, ob es in die Kategorie „das Beste in meinem Leben“ fällt, aber aktuell finde ich die Frage schwierig zu beantworten. 

Liebe Maria, wir danken dir für deine offenen und ehrlichen Antworten und wünschen dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Buchverlag. Hier erfahrt ihr mehr über ihre liebevoll geschriebenen und gestalteten Kinderbücher „Wie der Kakao erfunden wurde“, „Die Abenteuer von Vladimir Petrokov“ oder „Die Hagebutte und der Bär“.

Ihr würdet auch gern ein eigenes Buch schreiben, wisst aber nicht, wo ihr beginnen sollt? Maria bietet auch individuelle Coachings an, teilt ihre eigenen Erfahrungen als Self-Publisher und erklärt Schritt für Schritt, wie aus einer Idee ein eigenes Buch werden kann.

Mehr über Maria erfahrt ihr auch in dem Buch „Mama, mutig, mittendrin“. Die Autorin und Fotografin Corinna Mamok, selbst Mutter zweier Kinder, porträtiert darin knapp 50 inspirierende Mamis und zeigt ganz unterschiedliche Wege, seine eigene Rolle als Mutter zu finden. Denn wahrscheinlich hat sich jede Mami schon mal gefragt, wie man es schafft, sich nicht permanent mit anderen zu vergleichen. Oder weder die eigenen Bedürfnisse noch die des Kindes zu vernachlässigen. „Mama, mutig, mittendrin“ gibt ehrliche Einblicke in das Leben moderner Mütter – von Patchwork-Mamis über gleichgeschlechtliche Eltern, Alleinerziehende, Mütter in Voll- und Teilzeit, Selbstständige, die neu durchstarten. Und eine Message steht über allem: Es gibt nicht den richtigen Weg, sondern immer nur den eigenen! Corinna Mamok: Mama, mutig, mittendrin, Knesebeck Verlag, 25 Euro

Du willst unsere „Mom der Woche“ werden? Dann melde dich einfach bei uns unter info(at)mamiful.de

Wir freuen uns auf dich und deine Geschichte.

Hier findet ihr noch mehr Moms der Woche ..

Fotos: privat / Anett Weirauch

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply