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Und am Wochenende habe ich dann gemerkt: Es ist alles gut, so wie es ist

7. November 2022

Ganz ehrlich, Leute: Ich bin seit 16 Jahren mit meinem Mann zusammen. Seit neun Jahren verheiratet. Wir haben zwei kleine Kinder und leben im Alltag oft einfach nur nebeneinander her. Und manchmal frage ich mich: Okay, und war das jetzt alles? Diese Schmetterlinge im Bauch. Diese Ungewissheit nach dem ersten Date, wer sich zuerst meldet. Diese unbedingte Coolness, dass man selbst möglich nicht diejenige ist, die zum Handy greift. Das Knistern bei zufälligen Berührungen.

Vergangenen Samstag waren mein Mann und ich mit Freunden in der Bar, in  der wir vor 16,5 Jahren unser erstes Date hatten. Und ich sah so viele junge Frauen, die wie ich damals auf der Suche waren. Die durch die Bars und Clubs dieser Stadt zogen auf der Suche nach Liebe, nach Orientierung. Nach jemandem, der ihnen ein Zuhause gibt und der Vater ihrer Kinder wird.

Okay. Mag maßlos übertrieben sein. Ob sie das tatsächlich suchten oder einfach nur unverbindlichen Spaß wollten, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht waren sie auch einfach nur cooler als ich damals. Ich kann nur für mich sprechen. Und ich war damals auf der Suche. In meiner fünfjährigen Singlezeit im Alter zwischen 20 und 25 (die besten Jahre!) wollte ich im Grunde meines Herzens eigentlich immer nur den Einen finden. Den, der mir das friedliche Zuhause gibt, das ich von meinen Eltern kannte. Natürlich habe ich mein Single-Leben auch genossen und selber dem ein oder anderen das Herz gebrochen. Aber im Grunde, im Grunde bin ich rastlos durch die Stadt gerannt. Jedes Wochenende bin ich mit meinen Mädels losgezogen, um Mr. Big zu finden. Und habe an so vielen Bad Boys mein Herz verloren, die es nicht wert waren. Bis der Eine kam. Mit dem ich seitdem diese verrückte Sache namens Leben meistere.

Und letzten Samstag dachte ich dann: Ja, verdammt. Ich habe genau das. Ich habe das, wonach ich all meine Single-Zeit gesucht habe. Und ja klar verlieren wir uns jeden Tag zwischen Job, Haushalt und Kinderbetreuung. Haben am Abend häufig keinen Nerv mehr für romantische Paarzeit. Wir streiten oft wegen Kleinigkeiten, gehen nicht immer aufmerksam miteinander um. Und die Schmetterlinge? Sind glaube ich weitergezogen. Oder flattern zumindest auf Sparflamme.

Und doch habe ich am Wochenende gemerkt: Ich habe das, was ich immer wollte. Eine eigene Familie. Einen Partner, auf den ich mich verlassen kann. Einen Ort der Geborgenheit und Zuflucht. Auf die erste aufregende, knisternde Verliebtheitswelle hat sich eine tiefe Verbundenheit gelegt. Ein bedingungslose Grundvertrauen. Eine umfassende Liebe.

Ich bin nicht mehr auf der Suche. Ich habe das, was ich immer wollte. Und das zu erkennen, war ein verdammt schönes Gefühl. 

Und wie schrieb Paartherapeut Oskar Holzberg dazu passend einst so schön?

Wir betrachten Partnerschaften oft zu eindimensional. Als wären sie ein Selbstzweck. Als ginge es nur darum, in ihnen die reine Liebe und möglichst noch alle romantischen Liebesgefühle des Alltags zu erhalten. Dabei ignorieren wir den großen Wert von alltäglicher Unterstützung, Vertrautheit, einem Netzwerk von Beziehungen, einem Heim und auch ökonomischer Sicherheit, die wir uns gemeinsam erschaffen.

Übrigens: Um mein Aha-Erlebnis der Dankbarkeit noch mehr zu zelebrieren, habe ich jetzt für jeden Freitagabend einen „Soir Fixe“ eingeführt. An dem wir gemeinsam essen, uns updaten, die Woche planen und anschließend gemütlich zu zweit auf dem Sofa liegen. Ohne Laptops und Handys. Werden wir sicherlich nicht jeden Freitag schaffen. Aber so oft wie möglich.

Laura von Mamiful

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